Petition gegen Planned Obsolescence bei Videospielen

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Re: Petition gegen Planned Obsolescence bei Videospielen

Beitrag von dot »

Chromanoid hat geschrieben: 06.07.2025, 22:30 Ok, sorry, ich dachte der Kontext wäre klar. Da hat sich ein Streamer gegen "Stop Killing Games" geäußert. Der wurde dann belästigt und vorgestern geswattet. Belästigt wurde auch der Indie-Publisher, für den er gearbeitet hat. Da wurden alle Spiele absichtlich schlecht bewertet als Rache und Exempel für seine Äußerungen gegen die Petition.

Ich war am Anfang der Petition nicht abgeneigt. Dann habe ich das Gefühl bekommen, dass da was anderes hintersteckt. Und mit der Zeit hat sich mein Gefühl glaube ich bestätigt.
Als jemand der diese Initiative inklusive allem Drama von Anfang an mitverfolgt hat, kann ich nur schwerstens empfehlen, sich genauer anzuschauen was die Inhalte wirklich sind und wer was wann wie genau wirklich passiert ist, zumindest bevor du irgendwelche Schlüsse ziehst. Es geht was diese Initiative betrifft sehr viel Misinformation um.

Bezüglich obiger Punkte:
  • Die Initiative hat die Äußerungen von besagtem Streamer 11 Monate lang explizit ignoriert anstatt zu versuchen, vom Drama zu profitieren, weil sie eben genau verhindern wollten, dass so Zeug passiert wie nun (angeblich) passiert ist. Und das obwohl durch Schweigen in dieser Angelegenheit ziemlich großer Schaden für die Initiative entstand.
  • Seit das Ganze explodiert ist, hat die Initiative strikt und klar und ausdrücklich und wiederholt auf allen Kanälen lautgemacht, dass jegliche Form von Harassment absolut nicht geht und die Leute ihn in Ruhe lassen und sich auf die Initiative konzentrieren sollten.
  • Die Story mit dem Reviewbombing ist nachweislich erfunden (schau dir gerne selbst die Reviews der jeweiligen Spiele auf Steam an).
  • Das Ganze Drama, das sich im Moment da abspielt, ging nicht von der Initiative aus, sondern wurde von besagtem Streamer selbst begonnen. Kontroverse ist diesem konkreten Streamer kein Fremdwort und das Internet tut mit solchen Dingen leider was das Internet mit solchen Dingen halt tut.
Das hier könnte Hilfreich sein: https://www.youtube.com/watch?v=HIfRLujXtUo&t=1117s
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Chromanoid
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Re: Petition gegen Planned Obsolescence bei Videospielen

Beitrag von Chromanoid »

Der Streamer ist ziemlich unerträglich. Interessant, wie das von der Seite, die ich zitiert habe, dargestellt wurde. Beim Review-Bombing kann ich das nicht beurteilen, kann mir aber vorstellen, dass da auch Steam schnell reagiert hat. Das hier ist das einzige was ich dazu gefunden habe: https://x.com/fjordofmike/status/1940780571443253319 / https://store.steampowered.com/app/567380/Heartbound/ Da wird also das Spiel von dem Streamer selbst "review-gebombt". Finde ich auch nicht gut, aber es ist hoffentlich wirklich nicht so unterschiedslos, wie es die Darstellung im Artikel erscheinen lässt.

Danke für die Gegendarstellung!

Nichtsdestotrotz hat mich das Video erneut davon überzeugt, dass die Petition da einen kontroversen und aus meiner Sicht falschen Weg geht.

Das hier https://youtu.be/HIfRLujXtUo?t=2231 ist genau das, was ich kritisiere. Gerne muss beim Bezahlen schon beim "Kostenpflichtig Bestellen"-Knopf genau drauf stehen, was man eigentlich bestellt. Aber ich finde das sind legitime Infrastruktur-Modelle, die allerdings ihrer Natur nach die Lebensdauer eines Spiels einschränken. Das finde ich erst mal auch völlig legitim. Das ist wie eine Kunstinstallation, die irgendwann halt wieder abgebaut wird, der Rummel, der abgebaut wird, der Zirkus, der weiter zieht. Die es erlebt haben, können sich daran erfreuen, aber es gibt trotz Eintrittspreis kein automatisches Recht davon Videos zu machen oder ähnliches. ABER selbstverständlich muss eben klar sein, dass es sich um EINTRITT und nicht um KAUF handelt.
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Re: Petition gegen Planned Obsolescence bei Videospielen

Beitrag von dot »

Chromanoid hat geschrieben: 08.07.2025, 13:24Beim Review-Bombing kann ich das nicht beurteilen, kann mir aber vorstellen, dass da auch Steam schnell reagiert hat. Das hier ist das einzige was ich dazu gefunden habe: https://x.com/fjordofmike/status/1940780571443253319 / https://store.steampowered.com/app/567380/Heartbound/ Da wird also das Spiel von dem Streamer selbst "review-gebombt".
Nein, Review-Bombing hat einfach nicht stattgefunden. Steam löscht oder blockiert aus Prinzip keine Reviews, nichtmal wenn Valves eigene Spiele reviewgebombed werden, siehe TF2 als aktuellstes Beispiel. Das war einfach komplett aus der Luft gegriffen, siehe z.B. hier: https://www.reddit.com/r/RivalsOfAether ... _offbrand/. Nachdem er mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass es keine Anzeichen von irgendwelchem Review-Bombing gibt, hieß es dann gleich mal dass mit "Review-Bombing" tatsächlich der "abuse across socials" und das "overall sentiment to bash the games and the developers" gemeint war. Die negativen Reviews seines eigenen Spiels haben damit zu tun, dass das Spiel sich seit 7 Jahren im Early-Access befindet und die Leute die Nase voll haben, wie du gerne selbst in den Reviews lesen kannst. Wenn du dir den Review-Graph auf Steam anschaust, wirst du sehen, dass der Absturz schon vor Monaten begann. Das ist wieder mal völlig self-inflicted. Die Aufmerksamkeit, die er durch diese Behauptungen jetzt direkt auf konkret die Reviews des Spiels gezogen hat, haben das einfach nur Amplified. Bedenke, dass man ein Spiel auf Steam besitzen muss, um es bewerten zu können; jeder dieser Reviewer hat das Spiel gekauft und praktisch alle haben es gespielt.
Chromanoid hat geschrieben: 08.07.2025, 13:24 Nichtsdestotrotz hat mich das Video erneut davon überzeugt, dass die Petition da einen kontroversen und aus meiner Sicht falschen Weg geht.

Das hier https://youtu.be/HIfRLujXtUo?t=2231 ist genau das, was ich kritisiere. Gerne muss beim Bezahlen schon beim "Kostenpflichtig Bestellen"-Knopf genau drauf stehen, was man eigentlich bestellt. Aber ich finde das sind legitime Infrastruktur-Modelle, die allerdings ihrer Natur nach die Lebensdauer eines Spiels einschränken. Das finde ich erst mal auch völlig legitim. Das ist wie eine Kunstinstallation, die irgendwann halt wieder abgebaut wird, der Rummel, der abgebaut wird, der Zirkus, der weiter zieht. Die es erlebt haben, können sich daran erfreuen, aber es gibt trotz Eintrittspreis kein automatisches Recht davon Videos zu machen oder ähnliches. ABER selbstverständlich muss eben klar sein, dass es sich um EINTRITT und nicht um KAUF handelt.
Ein Spiel wie WoW, wo du explizit ein Abonnement kaufst und nicht das Spiel als Produkt, ist potentiell in Ordnung und von der Initiative nicht betroffen. In der Initiative geht es hauptsächlich um den Fall wo dir einmalig eine Lizenz für das Spiel (oder irgendwelchen DLC) verkauft wird, das Spiel dann aber rein nach Laune des Publishers jederzeit auf einmal abgeschaltet werden kann. Das ist die Praxis, die die Initiative zu unterbinden sucht. Die Initiaive ist auch kein Gesetzesvorschlag, sondern lediglich ein Aufruf an die EU Kommission, dass es hier ein Problem gibt, das gelöst werden muss. Die Industrie wird ihre Interessen in Brüssel schon vertreten, da brauchst du dir keine Sorgen machen. Auf praktisch alle Fragen dieser Art wirst du in den FAQ oder diesem Video hier eine Antwort finden.
Zuletzt geändert von dot am 08.07.2025, 19:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Petition gegen Planned Obsolescence bei Videospielen

Beitrag von Chromanoid »

edit: Zumindest das Spiel von Pirate Games selbst hat aber sehr viele negative Bewertungen die letzten Tage bekommen? edit2: Ich stolpere ab und zu wegen irgendwelcher Algorithmen mehr über den Streamer. Der Typ scheint sowas wirklich herauszufordern... es ist also falsch, den als Beispiel zu nehmen.... ich wollte da keinen falschen Eindruck erwecken.

Ich meine aber nicht Spiele wie WoW, sondern Spiele mit Architekturen, die explizit laut Video so nicht mehr entstehen sollen. Bei denen die Middleware-Anbieter durch regulatorischen Druck dazu gebracht werden sollen, einen EoL-Modus einzubauen. Das finde ich falsch.

Ich finde es aber auch falsch, wenn das Erwerben des Zugangs zu solchen Spielen von den Herstellern "kaufen" genannt wird.

Früher war das vielleicht bei den großen Titeln nur Guildwars, heutzutage hat sich das eher in Richtung ziemlich viele Spiele verschoben.

Bei F2P verstehe ich die Petition auch so, dass das Problem darin gesehen wird, dass man die virtuellen Gegenstände "kauft". Hier finde ich das Wording schon schwieriger. Oben kann man bei einer Button-Lösung "[Zugang* kaufen] (* solange der Betreiber das Spiel bereitstellt. Garantierte Laufzeit mindestens 6 Monate)" dran schreiben und fertig. Bei virtuellen Gegenständen kauft man sich ja tatsächlich virtuell einen Spielgegenstand, nur ist der Zugang dazu an den kostenfreien Zugang zum Spiel gekoppelt. Und das ist dann schwer zu vermitteln. Vielleicht so: "[Kostenpflichtig im Spiel* freischalten] (*Solange das Spiel vom Betreiber bereitgestellt wird, das Spiel ist mindestens 6 Monate verfügbar)".

Wenn ich da irgendwo falsch abgebogen bin, sag das gerne. Ich würde das wirklich gerne verstehen. So wie ich das Video verstanden habe, soll es ja gerade alle Spiele betreffen, damit die Petition einfacher ist, aber auch weil es explizit Ziel ist bestimmte Architekturen, die ein Haltbarkeitsdatum eingebaut haben, künftig zu verhindern. Das ist doch genau der Abschnitt, den ich verlinkt habe?!
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Re: Petition gegen Planned Obsolescence bei Videospielen

Beitrag von Chromanoid »

Spannender relevanter (glaube ich) Rant zu Steam: https://gist.github.com/Kaldaien/c66bf3 ... 4f686e60ad
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