Great Depression 2.0

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Insbesondere über Szene, Games, Kultur, Weltgeschehen, Persönliches, Recht, Hard- und Software.

Die aktuelle Lage der Wirtschaft …

… ist mir egal.
8
17%
… wird sich bald wieder erholen.
20
43%
… ist noch nicht am Tiefpunkt angelangt.
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40%
 
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jbr
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von jbr »

Despotist hat geschrieben:Zum Beispiel hat einer im letzten Jahr viel in einer Firma verdient und ein anderer nicht. Das heißt der erste wird nach Hause geschickt und der zweite bekommt eine Chance.
Nein, es gibt durchaus trifftige Gründe, warum der Erste mehr verdient hat als der Zweite. Und es ist nicht so, dass No. 2 keine Chance gehabt hätte, sondern sie einfach nur nicht genutzt hat, ganz im Gegensatz zu No. 1. Und du willst No. 1 dann dafür bestrafen, dass er gute Arbeit geleistet hat? Somit förderst du nichts anderes als Leistungen, die auf oder unter dem Durchschnitt liegen, weil gute Leistungen nicht honoriert werden. Ganz zu schweigen vom Stillstand bzw. Rückschritt in puncto Know How, den du dadurch forcierst.
Die Arbeit die da ist muss gleichmässig verteilt werden dann braucht es auch kein Sozialsystem. Und es gibt keine Vernünftige Rechtfertigung dafür dass ein Mensch in wenigen Tagen oder Monaten so viel verdient wie andere in ihrem ganzen Leben nicht.
Doch, es gibt einen ganz einfachen und äußerst vernünftigen Grund dafür: Ein Gut, und dazu zähle ich auch Arbeitskraft, ist wenn man es ganz genau nimmt das Wert, was jemand dafür zu zahlen bereit ist. Wenn ich, aus welchem Grund auch immer, 1 Mio pro Jahr verlange und mir jemand das zahlen möchte, weil ich abzüglich der Gehaltsdifferenz immer noch mehr Leistung/Gewinn bringe als andere für weniger Geld zu habende Konkurrenten, dann ist dies eine vernünftige Rechtfertigung.
Das viele Geld was sie dafür bekommen muss ja auch als Wert von der Gesellschaft erarbeitet werden. Also wenn die sich 10 Autos kaufen obwohl sie nur eins brauchen müssen die hergestellt werden und kosten die Gesellschaft zusätzliche Resourcen in Form von Zeit und Material.
Nein, damit sichern sie auch den Lebensstandard derjenigen, die mit ihren durchschnittlichen Leistungen auf durchschnittlichen Jobs ein durchschnittliches Leben führen.
Quasi Verschwendung. Das viele Geld was bei den Reichen liegt wird auch garnicht benötigt da sie kaum vorhaben es als Konsum wieder dem Wirtschaftskreislauf zuzuführen also kann auch darauf verzichtet werden.
Sorry, aber einfach Bullshit.
Das virtuelle Geld für Kredite kommt ja eh von der Zentralbank. Letztendlich saugen also die Reichen Geld von da ab und reißen ein Stück der Aufgaben der Zentralbank (Geld verleihen) an sich wodurch sie auch Macht bekommen. Und da ihnen die "normalen" Zinsen noch nicht genug sind wird auch noch riskant spekuliert um die Gewinnspanne noch weiter zu vergrößern. Und wenn dann was schief geht wird der Staat und damit der Steuerzahler aufgefordert den notleidenden Reichen unter die Arme zu greifen.
Falls du auf den Fall Schaeffler anspielst: Es gibt genau einen Fall, in dem der Staat bei Schaeffler finanzielle Hilfe leisten sollte. Das ist der Fall, falls die Kosten, welche für die Allgemeinheit durch eine Insolvenz entstehen, größer sind als die Kosten für eine Bürgschaft.
Noch eine Sache aus "Neues aus der Anstalt". Ich weiss leider den Namen der Dame nicht mehr und den der Firma auch nicht. Jedenfalls hat die wohl 6 Mrd. Privatvermögen und ihre Firma ist in der Krise und sie fordert den Staat auf zu helfen.
Du scheinst dich ausführlichst mit diesen Themen beschäftigt zu haben.
Dann wurde gesagt dass jeder Harz-IV-Empfänger erstmal blankziehen muss und alles fürs Alter aufgesparte aufbrauchen muss bevor er Geld vom Staat sieht. Wenn die also 5,9 Mrd in ihre Firma stecken würde hätte sie immer noch über 6000 Euro pro Tag bei einer geschätzten Lebenserwartung von 30 Jahren. Wirklich arm dran die Frau.
Sorry, aber wieder Bullshit. Wenn dort von einem Privatvermögen von 6 Mrd EUR die Rede ist, dann bedeutet das nicht, dass diese auf dem Girokonto liegen, sondern dazu zählen auch die Firmenanteile, und genau die machen bei vielen Familienunternehmen den größten Teil des Vermögens aus. Warum glaubst ist ein Adolf Merckle, dessen Vermögen irgendwie bei 7 Mrd EUR gelegen haben soll, über Spekulationsverluste von 1 Mrd EUR gestolpert?
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Richard Schubert
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Richard Schubert »

Christian Kulenkampff hat geschrieben:Und zu den Zinsen nochmal: die Zinsen bekommt der Reiche nicht, weil er das geld einfach für sich behält... In der Regel haben reiche Leute ihr Privatvermögen nicht in einem großen Dagobert-Duck-Bunker hinterlegt, sie investieren ihr Geld in Unternehmungen über Aktien und ähnliches. Daher geht das Geld keineswegs verloren, sondern wird sogar zu privaten Investition. Und private Investitionen sind aus volkswirtschaftlicher Sicht wesentlich wertvoller... Diese Investitionen werden dann mit Zinsen belohnt, wenn die Unternehmung ein Erfolg ist. Und das ist nicht immer der Fall. In Amerika gab es zum beispiel einen Investor der echt viele reiche Leute mit falschen Investitionen arm gemacht hat... Wenn man mehr Geld hat, als man selbst im Moment brauchen kann, sollte man das Geld investieren. Wenn man diese Regel befolgt, dann stellt man anderen das Geld als Kredit/Beteiligung zur Verfügung. Durch dieses zur Verfügung stellen, werden Arbeitsplätze geschaffen und so weiter. Es ist also keineswegs asozial viel Privatvermögen zu haben, solange man es investiert und dafür Zinsen erhält.
jbr hat geschrieben:
Quasi Verschwendung. Das viele Geld was bei den Reichen liegt wird auch garnicht benötigt da sie kaum vorhaben es als Konsum wieder dem Wirtschaftskreislauf zuzuführen also kann auch darauf verzichtet werden.
Sorry, aber einfach Bullshit.
Geld in Aktien oder dergleichen anzulegen, erzeugt nur in den seltensten Fällen Investitionen in Unternehmen. Denn eigentlich nur dann wenn es Neuemissionen sind, oder? Und Zinsen auf gigantische Privatvermögen zu erhalten ist schon ein Problem wie zum Beispiel in Bernd Senfs Vorlesungen zu sehen ist. Wenn ein Michael Schumacher 1Mrd € in Aktien investiert hat, würde mich mal interessieren wie er damit der Allgemeinheit hilft. Viel sinnvoller wäre es ihm 50% davon wegzunehmen. Davon hätten alle was, und ihm würde kein Schaden entstehen.
Ich will jetzt auch nicht sagen, dass Privatvermögen unser aller Untergang sind, es gibt wie schon mehrmals gesagt wurde noch eine Menge andere Probleme im System, die unbedingt bearbeitet werden sollten.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von jbr »

Geld in Aktien oder dergleichen anzulegen, erzeugt nur in den seltensten Fällen Investitionen in Unternehmen. Denn eigentlich nur dann wenn es Neuemissionen sind, oder?
Grundsätzlich hast du recht, aber man muss sich da glaube ich die Frage stellen, warum viele Großunternehmen so scharf darauf sind, langfristig einen oder mehrere Großaktionäre zu haben. Und dann stellt sich auch die Frage, warum Unternehmen in Familienbesitz im Allgemeinen langfristig besser wirtschaften als welche mit hohen Anteilen an Streubesitz. Davon abgesehen entstehen viele nennenswerte Aktienbeteiligungen von Privatpersonen nicht durch den Kauf von Aktien von Großunternehmen, sondern durch die Beteiligung an einer wirtschaftlich schwachen Firma oder durch Börsengänge.

Wenn das Vermögen der Familie Schaeffler beispielsweise zu sagen wir mal 80% aus Firmenanteilen an der Schaeffler KG besteht, dann hilft der deutschen Wirtschaft und der Allgemeinheit, ganz einfach schon aus dem Grund, dass Gewinne und Wertzuwächse zu großen Teilen im Unternehmen bleiben und damit eben zur Kapiteldecke des Unternehmens beitragen. Das sichert das Unternehmen gegen konjunkturelle Schwankungen ab, das gibt finanziellen Spielraum für nötige Investition und macht das Unternehmen unabhängig von Fremdkapitalgebern, und davon profitieren auch die Angestellten.

Oder auch eine andere Sicht auf Privatvermögen: Ich bin froh, dass ich mir kein Haus bauen oder kaufen muss, wenn ich für wenige Jahre in irgendeine Stadt ziehe. Eigentlich bin ich sogar ganz froh, dass es Menschen gibt, die genügend Geld haben Wohnungen zu kaufen und diese (natürlich) gewinnbringend an Menschen wie mich zu vermieten.
Davon hätten alle was, und ihm würde kein Schaden entstehen.
Warum sollte ihm kein Schaden dadurch entstehen? Nur weil jemand sich das so zurecht definiert, dass es kein Schaden mehr ist, weil er so ein großes Vermögen besitzt?
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Despotist »

jbr hat geschrieben: Und es ist nicht so, dass No. 2 keine Chance gehabt hätte, sondern sie einfach nur nicht genutzt hat, ganz im Gegensatz zu No. 1.
Wie keine Chance gehabt? Er wurde doch nicht eingestellt. Ihm wurde also keine Chance gegeben. Mir wurde auch noch keine Chance als Telekom-Manager der viele Millionen verdient gegeben. Wenn ich mich nicht beweisen kann wie kann ich dann meine "Chance nicht nutzen"?
jbr hat geschrieben: Und du willst No. 1 dann dafür bestrafen, dass er gute Arbeit geleistet hat? Somit förderst du nichts anderes als Leistungen, die auf oder unter dem Durchschnitt liegen, weil gute Leistungen nicht honoriert werden.
Wieso ist es eine Strafe etwas weniger zu verdienen? Ist es nicht eine Belohnung etwas mehr zu verdienen? Eine Belohnung nicht zu bekommen ist also gleich einer Strafe für dich?
jbr hat geschrieben: Ein Gut, und dazu zähle ich auch Arbeitskraft, ist wenn man es ganz genau nimmt das Wert, was jemand dafür zu zahlen bereit ist.
Klar. Aber wenn ich nicht bereit dazu bin? Stell dir vor um wie viel billiger die Produkte und Dienstleistungen (Autos, Telekommunikation) sein könnten wenn nicht der Verbraucher die horrenden Gehälter mitbezahlen müsste.
jbr hat geschrieben: weil ich abzüglich der Gehaltsdifferenz immer noch mehr Leistung/Gewinn bringe als andere für weniger Geld zu habende Konkurrenten,
Hier ist wieder die Frage des Beweises. Da du ja nicht alle Konkurrenten ausprobierst kannst du es nicht wissen was passieren würde wenn du statt einem Manager 3 "normale" Führungskräfte einsetzen würdest. Ich kann mir einfach nicht vorstellen dass ein Mensch so viel besser sein soll als mehrere andere. Ausserdem ist es wohl so (ohne es genau zu wissen), dass die neuen Manager vom Vorstand oder einem kleinen Teil davon ausgewählt werden. Sowas öffnet Tür und Tor für Vetternwirtschaft und Korruption.
jbr hat geschrieben: Nein, damit sichern sie auch den Lebensstandard derjenigen, die mit ihren durchschnittlichen Leistungen auf durchschnittlichen Jobs ein durchschnittliches Leben führen.
Tun sie das? Der Bedarf einer Gesellschaft an Produkten wird dadurch erhöht was mehr Resourcen und mehr Arbeitszeit verbraucht. Wenn dieser Mehraufwand wegfallen würde gäbe es weniger zu tun, das ist richtig. Dadurch wäre die Fähigkeit der Wirtschaft die Bevölkerung mit denselben Gütern zu versorgen nicht eingeschränkt. Der Lebensstandard dieser Leute der sich ja aus produzierten Gütern ergibt kann also weiterhin gesichert werden. Was du sicher meinst ist dass sie nicht mehr dafür bezahlen können. Deswegen fordere ich ja dass die Arbeit die da ist gleichmässig auf alle aufgeteilt wird. So kann jeder für seinen Unterhalt selbst sorgen. Dass ich mit Sozialsystem im Thema Arbeit Kinder und Rentner ausschliesse war für mich offensichtlich. Sorry wenn ihr das nicht so seht.
jbr hat geschrieben: Sorry, aber einfach Bullshit.
Auf so eine fundierte und spezifische Kritik kann ich natürlich schlecht reagieren.
jbr hat geschrieben: Das ist der Fall, falls die Kosten, welche für die Allgemeinheit durch eine Insolvenz entstehen, größer sind als die Kosten für eine Bürgschaft.
"Es ist eben so, dass im Kapitalismus die Gewinne privat aber die Verluste von der Allgemeinheit zu tragen sind." Das ist ein Zitat aus einem Blatt was hier ab und zu im Briefkasten landet (Vaihingen Vor-Ort) aber wo ich den Autor gerade nicht zur Hand habe.
jbr hat geschrieben: Du scheinst dich ausführlichst mit diesen Themen beschäftigt zu haben.
Als ich die Sendung sah ahnte ich ja nicht dass ich einen Monat später darauf festgenagelt werde. Mir fiel nur der Zusammenhang ein und ich dachte es passt hierher. Da ich die Quelle genannt habe steht es jedem frei danach selbst zu recherchieren. Mein Gehirn ist schließlich auch nicht mehr das jüngste.
jbr hat geschrieben: Wenn dort von einem Privatvermögen von 6 Mrd EUR die Rede ist, dann bedeutet das nicht, dass diese auf dem Girokonto liegen, sondern dazu zählen auch die Firmenanteile, und genau die machen bei vielen Familienunternehmen den größten Teil des Vermögens aus.
Also wieder ein virtueller Wert der nur existiert weil irgendjemand (der das Geld flüssig haben muss oder per Kredit) diesen zu zahlen bereit wäre. Aber der Wert existiert nur wenn sojemand wirklich Interesse an einem Verkauf hat. Wenn man es nicht verkaufen will kann man sowas nicht als Vermögen zählen. Mein Auto rechne ich schließlich auch nicht in meinen "Reichtum" mit ein nur weil ich es potentiell zu diesem Preis verkaufen könnte.
Alexander Kornrumpf hat geschrieben: Wenn der erste und der zweite Plat bei Wimbledon gleich bezahlt wären, würden wir dann im Finale noch gutes Tennis sehen?
Do it yourself. Mach doch selbst gutes Tennis wenn du Wert darauf legst ;). Wie wäre es wenn es für Sport gar kein Geld gäbe und nur noch die sportliche Leistung zählen würde? Vielleicht würde das Gesamtniveau etwas sinken aber der bessere würde wahrscheinlich immernoch gewinnen. Soll heißen dass die Relation wichtig ist für den Vergleich. Als wir vor 10 Jahren noch vor dem Modem sassen dachten wir "das ist toll". Heute denkt das kaum noch einer. Und warum? Weil jemand die Qualitätslatte höher gelegt hat. Und im Sport kann man das imo nur durch zwei Dinge erreichen: mehr Training oder unlautere Mittel. Da ein Vollzeit-Trainingsprofi sicher heute eine ähnliche Vollzeit hat wie einer vor 40 Jahren fällt das imo schon mal flach. Oder?
Richard Schubert hat geschrieben: Geld in Aktien oder dergleichen anzulegen, erzeugt nur in den seltensten Fällen Investitionen in Unternehmen.
Also wenn ich ein Unternehmen wäre das an die Börse geht würde ich es so machen: Aktien überbewerten lassen. Alle verkaufen. Nach einiger Zeit sinkt der Kurs ordentlich und die Anleger werden verkaufen. Ich kaufe die Aktien zurück und habe Verkaufspreis minus Einkaufspreis gutgemacht. Ich sehe den Sinn für die Firma nicht ganz wenn sie Aktien billig verkauft und der Wert danach gewaltig steigt und sie auch noch Dividende ausschütten müssen. Das nützt natürlich nur denen die selbst Anteile haben was meines Wissens oft Manager sind. Vielleicht treiben die nur den Preis hoch damit sie nach ihrer Zeit die ordentlich verkaufen können.

Es scheint sehr viele Verfechter des Kapitalismus zu geben. Wenn ich das richtig sehe hauptsächlich aus Effektivitätsgründen. Wenn Leistung nicht belohnt wird machen alle unterdurchschnittliche Leistung. Aber man bedenke dass der Durchschnitt sich damit auch auf einem niedrigeren Wert einpegelt. Vielleicht sind wir durch die "Sklaventreiberei" zur Zeit einfach auf einem zu hohen Niveau. Die Leute haben Angst um Job und Zukunft und tun selbst abstruse Dinge um irgendwie zu bestehen. Und das ist es was ich dem System vorwerfe. Die Rücksichtslosigkeit und Brutalität mit der Menschen gegeneinander vorgehen statt miteinander. Es werden massive Umweltverbrechen begangen nur um ein paar Euro für die Entsorgung zu sparen. In China und Indien arbeiten sich tausende Kinder in ein frühes Grab damit ein T-Shirt etwas billiger in Deutschland verkauft werden kann. Die Krise in der Kivu Region in Kongo wird gezielt von Rohstofffirmen ausgenutzt wenn nicht sogar angeheizt und unterstützt. Und die USA führen ganze Kriege damit sie ihren irrational hohen Ölverbrauch etwas billiger bekommen.

Dieses System hat nichts mit dem was ich als "menschliche Werte" bezeichnen würde zu tun. Es ist einfach das (Faust)Recht des (wirtschaftlich) stärkeren. Wenn ich sehe wie sich arrogante Menschen Mode für tausende Euro anschauen und ein Familienvater seine Familie nicht ernähren kann kommt mir einfach nur das Kotzen.
Mahatma Gandhi hat geschrieben: Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.
Und die Gier und Maßlosigkeit werfe ich den Reichen vor. Wenn ich ein paar Millionen hätte und mir für den Rest meines Lebens ein "normales" Leben leisten könnte warum sollte ich dann noch weiter machen und immer mehr scheffeln? Was nützen mir 500 Millionen (auf dem Konto!) mehr als 50 Millionen?
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Chromanoid »

Despotist hat geschrieben:Und die Gier und Maßlosigkeit werfe ich den Reichen vor. Wenn ich ein paar Millionen hätte und mir für den Rest meines Lebens ein "normales" Leben leisten könnte warum sollte ich dann noch weiter machen und immer mehr scheffeln? Was nützen mir 500 Millionen (auf dem Konto!) mehr als 50 Millionen?
Die Gesellschaft nimmt doch keinen Schaden, wenn man Geld verdient und investiert... Würde man wie du es vorschlägst, nicht investieren und seinen Reichtum nicht vermehren, dann würden wir noch in der Steinzeit leben.
Die Zeit hat doch gezeigt, dass Kapitalismus für den Menschen scheinbar die einzige Möglichkeit ist in der Welt ohne Unterdrückung zu leben.
Despotist hat geschrieben:Wie keine Chance gehabt? Er wurde doch nicht eingestellt. Ihm wurde also keine Chance gegeben. Mir wurde auch noch keine Chance als Telekom-Manager der viele Millionen verdient gegeben. Wenn ich mich nicht beweisen kann wie kann ich dann meine "Chance nicht nutzen"?
Denkst du echt man wird einfach so Manager? Denkst du echt ich studiere, weil ich Spaß dran habe? Denkst du echt es könnte je Chancengleichheit geben? Egal in welchem System nicht jeder kann Chirurg oder Manager werden, da muss man auch was für tun, etwas lernen, Glück und Talent haben...
Despotist hat geschrieben:Klar. Aber wenn ich nicht bereit dazu bin? Stell dir vor um wie viel billiger die Produkte und Dienstleistungen (Autos, Telekommunikation) sein könnten wenn nicht der Verbraucher die horrenden Gehälter mitbezahlen müsste.
Stell dir einfach vor, jeder würde gleich viel verdienen, dann würden wir keine Autos haben, die du kaufen könntest.... Warum sollte man Autos erfinden, Autos bauen, Autos verbessern, wenn man für diese Dinge genauso viel Geld bekommt wie Erdbeeren ernten? Es ist einfach so das mit bestimmten Aufgaben Verantwortung, Lebenskraft und Hingabe gefordert wird, die man irgendwie belohnen muss. Rate mal warum Ärzte mehr Geld verdienen sollten als Straßenfeger... Weil sie, wenn sie einen Fehler machen, ein Menschenleben zerstören können, dafür verklagt werden können usw. Du hast eine ziemlich respektlose Einstellung gegenüber Leuten, die viel für unsere Gesellschaft tun. Natürlich gibt es auch bei Managern schwarze Schafe, genauso wie es bei allem schwarze Schafe gibt...
Despotist hat geschrieben:Hier ist wieder die Frage des Beweises. Da du ja nicht alle Konkurrenten ausprobierst kannst du es nicht wissen was passieren würde wenn du statt einem Manager 3 "normale" Führungskräfte einsetzen würdest. Ich kann mir einfach nicht vorstellen dass ein Mensch so viel besser sein soll als mehrere andere. Ausserdem ist es wohl so (ohne es genau zu wissen), dass die neuen Manager vom Vorstand oder einem kleinen Teil davon ausgewählt werden. Sowas öffnet Tür und Tor für Vetternwirtschaft und Korruption.
Denkst du ersnthaft, jemand der eine Firma besitzt und überlegt wie er diese weiter führen möchte, hat noch nie daran gedacht so etwas auszuprobieren? Glaubst du ehrlich es gibt schon seit eh und je Manager die Firmen leiten?
Despotist hat geschrieben:Tun sie das? Der Bedarf einer Gesellschaft an Produkten wird dadurch erhöht was mehr Resourcen und mehr Arbeitszeit verbraucht. Wenn dieser Mehraufwand wegfallen würde gäbe es weniger zu tun, das ist richtig. Dadurch wäre die Fähigkeit der Wirtschaft die Bevölkerung mit denselben Gütern zu versorgen nicht eingeschränkt. Der Lebensstandard dieser Leute der sich ja aus produzierten Gütern ergibt kann also weiterhin gesichert werden. Was du sicher meinst ist dass sie nicht mehr dafür bezahlen können. Deswegen fordere ich ja dass die Arbeit die da ist gleichmässig auf alle aufgeteilt wird. So kann jeder für seinen Unterhalt selbst sorgen. Dass ich mit Sozialsystem im Thema Arbeit Kinder und Rentner ausschliesse war für mich offensichtlich. Sorry wenn ihr das nicht so seht.
Also es gibt kluge, dumme, starke, schwache, große, kleine, nette, unfreundliche, faule, fleißige, sportliche, mathematisch begabte, sprachlich begabte, behinderte, depressive, junge, alte, kranke, gesunde usw. Menschen. Menschen sind so unterschiedlich. Jeder kann etwas anderes. Und du glaubst allen Ernstes man könnte Arbeit gleich verteilen?
Despotist hat geschrieben:Hier ist wieder die Frage des Beweises.
Die Frage stellst du oft, lieferst aber selbst keine... Und unsere Feststellungen entstammen wenigstens der Realität und sind somit zumindest empirisch wahrscheinlicher wahr als deine Ideen.
Despotist hat geschrieben:"Es ist eben so, dass im Kapitalismus die Gewinne privat aber die Verluste von der Allgemeinheit zu tragen sind." Das ist ein Zitat aus einem Blatt was hier ab und zu im Briefkasten landet (Vaihingen Vor-Ort) aber wo ich den Autor gerade nicht zur Hand habe.
Du sagst es selber "ein Blatt".... Ich bekomme übrigens auch oft Blätter. Seien es elektronische Blätter, die mir weiß machen wollen, wie sie mein Glied vergrößern können, oder welche in Papierform, die mich vor dem Weltuntergang warnen möchten... Wenn du mir anerkannte wissenschaftliche Arbeiten nennen kannst die deine Thesen untermauern, könntest du mich überzeugen. Aber ich fürchte da gibt es keine...
Despotist hat geschrieben:Wie wäre es wenn es für Sport gar kein Geld gäbe und nur noch die sportliche Leistung zählen würde?
Wie wäre es wenn wir alle umsonst arbeiten und von der Hand im Mund leben? Du scheinst Naturvölker ja echt zu beneiden, warum gehst du dann nicht nach Südamerika und schließt dich einem solchen Volk an... Oder geh einfach nach La Gomera oder so, da leben viele Leute ohne Geld, sie versuchen es zumindest. Wenn deren Modell klappen würde, warum leben wir dann nicht alle so?
Despotist hat geschrieben:Also wenn ich ein Unternehmen wäre das an die Börse geht würde ich es so machen: Aktien überbewerten lassen. Alle verkaufen. Nach einiger Zeit sinkt der Kurs ordentlich und die Anleger werden verkaufen. Ich kaufe die Aktien zurück und habe Verkaufspreis minus Einkaufspreis gutgemacht.
Na dann machs doch mal, das ist ziemlich schwierig und klappt in den seltensten Fällen ohne Anzeige...
Despotist hat geschrieben:Vielleicht sind wir durch die "Sklaventreiberei" zur Zeit einfach auf einem zu hohen Niveau. Die Leute haben Angst um Job und Zukunft und tun selbst abstruse Dinge um irgendwie zu bestehen. Und das ist es was ich dem System vorwerfe. Die Rücksichtslosigkeit und Brutalität mit der Menschen gegeneinander vorgehen statt miteinander. Es werden massive Umweltverbrechen begangen nur um ein paar Euro für die Entsorgung zu sparen. In China und Indien arbeiten sich tausende Kinder in ein frühes Grab damit ein T-Shirt etwas billiger in Deutschland verkauft werden kann. Die Krise in der Kivu Region in Kongo wird gezielt von Rohstofffirmen ausgenutzt wenn nicht sogar angeheizt und unterstützt. Und die USA führen ganze Kriege damit sie ihren irrational hohen Ölverbrauch etwas billiger bekommen.
Naja wir wissen ja schließlich alle, dass das als Russland noch die UDSSR war viel besser war. Da wurde die umwelt geschont und sowieso funktioniert Kommunismus wesentlich menschenschonender... (hä?)
Despotist hat geschrieben:Und die Gier und Maßlosigkeit werfe ich den Reichen vor. Wenn ich ein paar Millionen hätte und mir für den Rest meines Lebens ein "normales" Leben leisten könnte warum sollte ich dann noch weiter machen und immer mehr scheffeln? Was nützen mir 500 Millionen (auf dem Konto!) mehr als 50 Millionen?
Schau dir doch mal an wieviel Bill Gates, Angelina Jolie und Pipapo im Jahr spenden... Spendest du eigentlich? Schließlich hast du aus der Sicht eines hungerleidenden Kindes in Afrika auch ziemlich viel Kohle...
Alexander Kornrumpf
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Alexander Kornrumpf »

Ich unterbreche eure Diskussion nur ungerne, aber ich glaube Richard hat viel weiter vorne noch einen Aspekt nicht berücksichtigt. Selbst wenn ein Unternehmen einen Kredit nie zurückzahlt, sondern nur jeweils die Zinsen kommt es nicht zum Zinseszinseffekt und damit auch nicht zu exponentiellem Wachstum. Das also nur an Richard, lasst euch nicht weiter stören :)
Despotist
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Despotist »

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass sich die guten Tennisspieler oder Manager ja sicher nicht verweigern würden wenn sie plötzlich "nur" noch im fünstelligen Bereich verdienen würden. Sie können ja ein wenigbesser verdienen als der Durchschnitt aber beim tausendfachen oder höher hört bei mir jedes Verständnis für Verhältnismäßigkeit auf.
Ein guter Manager kann also nur seinen Preis hochtreiben wenn es andere Firmen gibt die ihm mehr bieten. Aber wenn das nach oben begrenzt ist kann er sich aussuchen wo er arbeitet und wird kaum sagen da macht er es nicht. Hier spielt wieder die Relation zueinander eine Rolle bei seiner Entscheidungsfindung. Das heißt eine Limitierung der Gehälter nach oben würde sicher nicht dazu führen dass es plötzlich keine Guten Manager und Sportler mehr gibt. Und falls doch wird das Niveau ein wenig sinken und zum neuen Standard werden was auch nicht schlimm ist.
Das funktioniert natürlich nur wenn es flächendeckend ist und alle mitziehen. Aber selbst wenn nicht bezweifle ich dass die Wirtschaft zusammenbrechen würde weil ein paar Leute ins Ausland abwandern. Wenn das so wäre dass das System so massiv von einigen wenigen Leuten abhängig ist ist es imo eh kein gutes System das ein Bestehen verdient hat.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Würde man wie du es vorschlägst, nicht investieren und seinen Reichtum nicht vermehren, dann würden wir noch in der Steinzeit leben.
Moralisch tun wir das meiner Ansicht nach. Dass wir dabei in Autos rumfahren sagt nichts darüber aus dass es uns besser geht.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Die Zeit hat doch gezeigt, dass Kapitalismus für den Menschen scheinbar die einzige Möglichkeit ist in der Welt ohne Unterdrückung zu leben.
Und was ist mit der Unterdrückung durch das Geld? Also ich fühle mich durch ebendiesen Konkurrenzkampf unterdrückt. Wenn ich ständig Überstunden machen muss weil ich sonst fürchten muss meinen Job zu verlieren ist das keine Unterdrückung? Warum kann ich dabei nicht auch mal relaxen oder einfach einen Monat länger brauchen in der normalen Zeit?
Christian Kulenkampff hat geschrieben: nicht jeder kann Chirurg oder Manager werden, da muss man auch was für tun, etwas lernen, Glück und Talent haben...
Stimmt, und etwas Betrug (z.B. Schummelei bei Lebenslauf oder Vorstellungsgespräch) "Kontakte" (Vetternwirtschaft) und eine gehörige Portion Arroganz (ich bin der Beste) gehören auch noch dazu. Ich will auch nicht dass jeder Chirurg wird. Aber das die Anforderungen an einen Job so hoch sind dass sie nur wenige erfüllen und diese dann die Gesellschaft "erpressen" ihnen einen unverhältnismäßigen Lohn zu zahlen finde ich ungerecht. Wo kommt denn das Geld für deine schulische und Akademische Ausbildung her? Die bekommst du quasi von der Gesellschaft. Und dann nutzt du sie um die Gesellschaft auszubeuten. So ist doch das Wort wenn man viel irgendwo raushohlt aber wenig reinsteckt oder nicht?
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Du hast eine ziemlich respektlose Einstellung gegenüber Leuten, die viel für unsere Gesellschaft tun.
Und du hast eine respektlose Einstellung den Leuten gegenüber die nicht so viel tun können oder wollen. Du sagtest selbst dass nicht jeder Chirurg werden kann. Diesen dann auf die Goldwaage zu setzen und alle anderen als "minderwertig" zu betrachten (das vermute ich daher da du sie minderwertig bezahlen willst und die Bezahlung einen hohen Einfluss auf die Wertigkeit einer Person zu haben scheint) finde ich auch nicht richtig. Manche geben sich einfach mit weniger zufrieden. Die müssen nicht 12 Stunden am Tag einen Konzern leiten und keine Zeit mehr Familie und "Leben" haben um glücklich zu sein. Warum sollen die denn um in jbr's Worten zu sprechen dafür bestraft werden? Warum ist die Zeit die eine Putzfrau für die Gesellschaft aufbringt weniger Wert als dieselbe Zeit des Chirurgen? Weil es mehr Putzfrauen gibt? Vielleicht liegt das einfach daran dass es mehr zu putzen als zu operieren gibt.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Stell dir einfach vor, jeder würde gleich viel verdienen, dann würden wir keine Autos haben, die du kaufen könntest.... Warum sollte man Autos erfinden, Autos bauen, Autos verbessern, wenn man für diese Dinge genauso viel Geld bekommt wie Erdbeeren ernten? Es ist einfach so das mit bestimmten Aufgaben Verantwortung, Lebenskraft und Hingabe gefordert wird, die man irgendwie belohnen muss.
Warum würden wir dann nichts mehr tun? Die Gesellschaft hat gewisse Bedürfnisse (Essen, Kleidung, Bildung). Wenn zwei Leute jetzt gleich viel verdienen sagen beide plötzlich "ohne mich" und es wird nichts mehr gemacht und produziert? Aber diese zwei Leute haben doch dieselben Bedürfnisse wie vorher und können diese nur befriedigen wenn sie auch einen Gegenwert Arbeit dafür leisten. Oder verstehe ich dich falsch?
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Und du glaubst allen Ernstes man könnte Arbeit gleich verteilen?
Mit gleich verteilen meine ich nicht jeder macht 1/100 Chirurg, 2/100 Programmierer, 7/100 Kartoffelernter etc.. Was ich meine ist die Arbeitszeit die gleich verteilt werden sollte und zwar entsprechend den Fähigkeiten des Einzelnen. Warum muss der eine Überstunden schieben und der andere Zuhause sitzen?
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Wenn deren Modell klappen würde, warum leben wir dann nicht alle so?
Deren Modell hat über tausende Jahre so funktioniert. In den hundert oder zweinhundert Jahren wo es unseres gibt wie oft ist es da schon zusammengebrochen? Wenn dein Programm 3 Stunden bugfrei läuft aber danach abschmiert und du es neu starten musst sagst du dann auch "es funktioniert doch"?
Und warum wir nicht so leben ist ja meine Frage. Und ich meine damit nicht technologiefrei sondern nach einem nachhaltigen und fairen Kodex.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Schau dir doch mal an wieviel Bill Gates, Angelina Jolie und Pipapo im Jahr spenden.
Und was hilft einem Kind so eine Spende von zb 20 Euro mit denen es eine Woche oder vielleicht einen Monat um die Runden kommt? Die spende ändert nichts an der Ursache dass es Hunger leidet. Durch eben die Fairnes und Nachhaltigkeit die ich fordere könnte sich für das Kind dauerhaft was verbessern. Aber dass es sich mit meinem Spendengeld billige deutsche Lebensmittel kauft die von meinen Steuergeldern subventioniert werden und die deren Agrarwirtschatf kaputt machen hilft dem Kind kurz gegen den Hunger aber nicht gegen das Problem. Und wenn es in 3 Wochen wieder Hunger hat hält es wieder die Hand auf. Auch das deutsche Sozialsystem ist wenn ich es richtig verstanden habe zur "Überbrückung einer Notlage" gedacht und nicht als Ruhepolster.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Naja wir wissen ja schließlich alle, dass das als Russland noch die UDSSR war viel besser war. Da wurde die umwelt geschont und sowieso funktioniert Kommunismus wesentlich menschenschonender.
Ich verstehe leider die Aussage dieses Posts nicht. Denkst du ich will eine weltweite UDSSR?
Aber um darauf einzugehen will ich dir ein paar Beispiele des großen kapitalistischen Nachbarn für deine Vorwürfe nennen:
Da wurde die umwelt geschont -> der Wasserverbrauch eines US-Amerikaners ist um einige 100 male höher als der deines afrikanischen Kindes. Der Verbrauch fossiler Brennstoffe ist der Umwelt auch nicht gerade zuträglich.
funktioniert Kommunismus wesentlich menschenschonender. -> Wie viele Todesopfer hatte der Irakkrieg? 200.000, 500.000? Und wie viele US-Amerikaner leiden und sterben daran dass sie sich mit billigem Fast-Food vollstopfen?
Dein scheinbar glorifizierter Vorreiter des Kapitalismus hat also bei deinen Anklagepunkten auch keine weiße Weste. Gehört er dann nicht ebenso abgeschafft wie die UDSSR wenn das die Ursachen waren?
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Spendest du eigentlich?
Nein. Zumindest nicht direkt. Da ich Bill Gates und Angelina Jolie aber schon Geld habe zukommen lassen spende ich indirekt durch diese. Die Gründe dafür dass ich selbst nicht spende stehen oben.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Wenn du mir anerkannte wissenschaftliche Arbeiten nennen kannst die deine Thesen untermauern, könntest du mich überzeugen. Aber ich fürchte da gibt es keine.
Die Diskussion wird ja auf eurer Ebene auch nicht gerade auf diesem Niveau geführt. Da verstehe ich nicht wieso ich da plötzlich mit sowas rumkommen soll. Außerdem ist das ja hier auch kein Forum für Profis auf diesem Gebiet und ich habe weder Zeit noch Lust mich durch staubtrockene wirtschaftstheoretische Schriften zu quälen. Ich schreibe hier meine Meinung und meine Vorstellungen auf, ohne Anspruch auf Gültigkeit oder Umsetzbarkeit. Ihr tut das gleiche und wir reden über unsere Theorien und weisen uns auf Schwachpunkte oder Vorteile hin. Aber vielleicht habe ich ja auch den Sinn dieses Threads und Forums falsch verstanden. Dann tuts mir leid und ich werde meine ahnungslose Klappe halten.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Chromanoid »

Despotist hat geschrieben:Und du hast eine respektlose Einstellung den Leuten gegenüber die nicht so viel tun können oder wollen. Du sagtest selbst dass nicht jeder Chirurg werden kann. Diesen dann auf die Goldwaage zu setzen und alle anderen als "minderwertig" zu betrachten (das vermute ich daher da du sie minderwertig bezahlen willst und die Bezahlung einen hohen Einfluss auf die Wertigkeit einer Person zu haben scheint) finde ich auch nicht richtig. Manche geben sich einfach mit weniger zufrieden. Die müssen nicht 12 Stunden am Tag einen Konzern leiten und keine Zeit mehr Familie und "Leben" haben um glücklich zu sein. Warum sollen die denn um in jbr's Worten zu sprechen dafür bestraft werden? Warum ist die Zeit die eine Putzfrau für die Gesellschaft aufbringt weniger Wert als dieselbe Zeit des Chirurgen? Weil es mehr Putzfrauen gibt? Vielleicht liegt das einfach daran dass es mehr zu putzen als zu operieren gibt.
Ich respektiere jeden Menschen, ob Putzmann oder Managerin. Aber du ignorierst beständig, dass man in einem Job nicht nur für Tätigkeiten sondern auch für Übernahme von Verantwortung bezahlt wird. Mir persönlich wäre eine Gesellschaft am Liebsten, in der jeder alles haben kann, aber das ist leider (noch) nicht möglich.
Despotist hat geschrieben:ber das die Anforderungen an einen Job so hoch sind dass sie nur wenige erfüllen und diese dann die Gesellschaft "erpressen" ihnen einen unverhältnismäßigen Lohn zu zahlen finde ich ungerecht. Wo kommt denn das Geld für deine schulische und Akademische Ausbildung her? Die bekommst du quasi von der Gesellschaft. Und dann nutzt du sie um die Gesellschaft auszubeuten. So ist doch das Wort wenn man viel irgendwo raushohlt aber wenig reinsteckt oder nicht?

Wenn die Nachfrage nicht das Angebot bestimmt, schlage mir bitte eine bessere Bewertungsmethode vor... Deinem Nickname nach sollten wir alle dich fragen ;).
Despotist hat geschrieben:
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Schau dir doch mal an wieviel Bill Gates, Angelina Jolie und Pipapo im Jahr spenden.
Und was hilft einem Kind so eine Spende von zb 20 Euro mit denen es eine Woche oder vielleicht einen Monat um die Runden kommt? Die spende ändert nichts an der Ursache dass es Hunger leidet. Durch eben die Fairnes und Nachhaltigkeit die ich fordere könnte sich für das Kind dauerhaft was verbessern. Aber dass es sich mit meinem Spendengeld billige deutsche Lebensmittel kauft die von meinen Steuergeldern subventioniert werden und die deren Agrarwirtschatf kaputt machen hilft dem Kind kurz gegen den Hunger aber nicht gegen das Problem. Und wenn es in 3 Wochen wieder Hunger hat hält es wieder die Hand auf. Auch das deutsche Sozialsystem ist wenn ich es richtig verstanden habe zur "Überbrückung einer Notlage" gedacht und nicht als Ruhepolster.
Auf diese Ignoranz kann ich nur mit einem Zitat aus Wikipedia antworten:
Wikipedia hat geschrieben:Bill & Melinda Gates Foundation
Die gemeinsame Stiftung von Bill Gates und seiner Frau Melinda, die über ein geschätztes Vermögen von annähernd 29 Milliarden US-Dollar verfügt, hat bis heute etwa 7,5 Milliarden US-$ des Privatvermögens für wohltätige Zwecke gespendet, meist für die Bereitstellung von Impfstoffen und weitere Gesundheitsprojekte in Entwicklungsländern in Afrika und Asien. Die im Dezember 2004 an ihn ausgeschüttete Sonderdividende von knapp drei Milliarden US-$ floss ebenfalls in diese Stiftung ein.

Aktueller Schwerpunkt der Tätigkeit der Stiftung ist die Bekämpfung der Malaria sowie der Poliomyelitis (Kinderlähmung). Für ersteres hat Gates im Oktober 2005 eine Spende von 258,3 Mio. US-Dollar angekündigt. Im Januar 2009 kündigte er eine Spende von 255 Mio. US-Dollar an Rotary International zur Unterstützung des Rotary-Programms zur weltweiten Ausrottung der Poliomyelitis an.[6]

Bis zu seinem Tod will Gates nach eigenen Aussagen 90 bis 95 Prozent seines Gesamtvermögens spenden, „lediglich“ 0,02 % seines Gesamtvermögens wird er jedem seiner Kinder zukommen lassen: nämlich 10 Millionen US-Dollar.

Für seine vorbildliche „Generosität und Philanthropie“ wurde Bill Gates zusammen mit seiner Frau 2006 der Prinz-von-Asturien-Preis für Internationale Zusammenarbeit verliehen. Auch Warren Buffett hat einen großen Teil seines Vermögens für die Stiftung in seinem Testament zugesagt.[7]
Du meinst echt Milliarden können nichts bewirken? Und wenn du mit dem Spenden dich selbst meinst: Das ist genauso wie du meinst, dass wir der Staat sind, wenn niemand spendet dann ändert sich nichts...
Despotist hat geschrieben:Die Diskussion wird ja auf eurer Ebene auch nicht gerade auf diesem Niveau geführt. Da verstehe ich nicht wieso ich da plötzlich mit sowas rumkommen soll. Außerdem ist das ja hier auch kein Forum für Profis auf diesem Gebiet und ich habe weder Zeit noch Lust mich durch staubtrockene wirtschaftstheoretische Schriften zu quälen. Ich schreibe hier meine Meinung und meine Vorstellungen auf, ohne Anspruch auf Gültigkeit oder Umsetzbarkeit. Ihr tut das gleiche und wir reden über unsere Theorien und weisen uns auf Schwachpunkte oder Vorteile hin. Aber vielleicht habe ich ja auch den Sinn dieses Threads und Forums falsch verstanden. Dann tuts mir leid und ich werde meine ahnungslose Klappe halten.
Christian Kulenkampff hat geschrieben:Und unsere Feststellungen entstammen wenigstens der Realität und sind somit zumindest empirisch wahrscheinlicher wahr als deine Ideen.
Alexander Kornrumpf
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Alexander Kornrumpf »

Christian Kulenkampff hat geschrieben:
Despotist hat geschrieben:Und du hast eine respektlose Einstellung den Leuten gegenüber die nicht so viel tun können oder wollen. Du sagtest selbst dass nicht jeder Chirurg werden kann. Diesen dann auf die Goldwaage zu setzen und alle anderen als "minderwertig" zu betrachten (das vermute ich daher da du sie minderwertig bezahlen willst und die Bezahlung einen hohen Einfluss auf die Wertigkeit einer Person zu haben scheint) finde ich auch nicht richtig. Manche geben sich einfach mit weniger zufrieden. Die müssen nicht 12 Stunden am Tag einen Konzern leiten und keine Zeit mehr Familie und "Leben" haben um glücklich zu sein. Warum sollen die denn um in jbr's Worten zu sprechen dafür bestraft werden? Warum ist die Zeit die eine Putzfrau für die Gesellschaft aufbringt weniger Wert als dieselbe Zeit des Chirurgen? Weil es mehr Putzfrauen gibt? Vielleicht liegt das einfach daran dass es mehr zu putzen als zu operieren gibt.
Ich respektiere jeden Menschen. Ob Putzmann oder Managerin, aber du ignorierst beständig, dass an in einem Job nicht nur für Fähigkeiten sondern auch für Übernahme von Verantwortung bezahlt wird. Mir persönlich wäre eine Gesellschaft am Liebsten, in der jeder alles haben kann, aber das ist leider nicht möglich.
Das Problem das wir zur Zeit haben, ist, dass man nicht mehr vermitteln kann, dass Manager für die Verantwortung, die sie tragen bezahlt werden, da bislang für die Krise bis auf ein paar arme Tropfe bei der IKB noch niemand zur Verantwortung gezogen wurde. Das führt dann dazu das Frau Kraft (NRW-SPD Spitze) tatsächlich fordert, Manager dürften sich nicht mehr Haftpflicht-versichern. Als wenn das das Problem wäre.

Übrigens ist zu sagen, dass auch für einen Chefarzt der Chirurgie in einem öffentlichen Krankenhaus unbezahlte Überstunden zur Tagesordnung gehören. Aber wo wären wir ohne Feindbilder, nicht wahr?
Despotist
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Despotist »

Christian Kulenkampff hat geschrieben: Mir persönlich wäre eine Gesellschaft am Liebsten, in der jeder alles haben kann, aber das ist leider (noch) nicht möglich.
Und ich denke es wird in der Zukunft auch immer schwerer möglich da der technische Fortschritt schneller wächst als die Produktionsmöglichkeiten.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Deinem Nickname nach sollten wir alle dich fragen ;).
Wieso ihr alle? Ich will nur mich selbst beherrschen.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Wenn die Nachfrage nicht das Angebot bestimmt, schlage mir bitte eine bessere Bewertungsmethode vor.
Keine, das propagiere ich ja die ganze Zeit. Nur das ist wirklich objektiv. Vielleicht nicht in jedem Fall optimal aber das ist die jetzige Situation auch nicht. Ich stelle es mir so vor dass Zeit die Währung ist. Also wenn ich 5 Stunden für ein Produkt benötige und dafür Material verwende das jemand anderes 3 Stunden gekostet hat dann muss der der mein Produkt haben will auch 8 Stunden dafür arbeiten.

Und den Beitrag von einem einzelnen Kapitalisten den das schlechte Gewissen gepackt hat und der 90% seines Vermögens denen zurückgeben will denen er es weggenommen hat finde ich süss. Wo sind die Spenden all die anderen Superreichen die auf großem Fuss leben? Da sind wir wieder am Anfang dass 10% der Leute 90% des Vermögens besitzen (genaue Zahlen wieder nicht zur Hand, verdammt). Wäre dieses Vermögen (das ja nicht zum selben Anteil von denen erwirtschaftet wurde) gleicher verteilt bräuchten wir uns über Spenden für Hungernde garnicht unterhalten. Problem -> Lösung.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: dass wir der Staat sind, wenn niemand spendet dann ändert sich nichts.
Das Aufkomen an Spenden und Entwicklungshilfe der Industrienationen ist ja zusammen seit Jahren recht hoch. Und trotzdem hat sich nichts geändert. Also meinst du meine 20 Euro reißen da noch was raus? Durch die Kolonialisierung wurde den Menschen in den Entwicklungsländern der westliche wettbewerbsorientierte Lebensstil aufgezwängt. Steht auch schön ins Senf's Buch mit den Zinsen. Und viele Mechanismen wie die Agrarsubventionen der EU oder der "billige" Einkauf von Produkten die in Sklavenarbeit hergestellt wurden machen alle Spenden wieder zunichte. Daher denke ich dass die Industrieländer gar kein Interesse haben dass die Entwicklungsländer wirtschaftlich erstarken da sie dann faire Preise bezahlen müssten. Thema Ausbeutung.

Aus deinen Bemerkungen schließe ich mal gewagt dass du ordentlich spendest. Hast bestimmt deshalb auch ein reines Gewissen. Gibst so viel dass du nicht auf etwas dir wichtiges verzichten musst. Aber der Computer, der Urlaub oder der Kinobesuch die du dir leistest sind natürlich immer noch Luxus zu dem Lebenskampf den dein afrikanisches Kind jeden Tag bestreitet. Genau aus diesem Grund befriedigt mich auch das Spenden nicht da es nicht nachhaltig ist. Aber ein fairer Handel ist es. Da kaufe ich mir lieber ein teures Produkt wo die auch einen fairen Anteil abbekommen wobei das ja heutzutage garnicht mehr so leicht möglich ist. Entwicklungshilfe ist Hilfe zur Selbsthilfe und nicht "füttern".
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Aber du ignorierst beständig, dass man in einem Job nicht nur für Tätigkeiten sondern auch für Übernahme von Verantwortung bezahlt wird.
Die Verantwortung scheint die Manager ja nicht zu stören. Wenn man alle Gehälter und Pensionen gegen die tatsächlich für

Fehler gezahlten Wiedergutmachungen aufrechnet kommt man sicher auf einen Anteil kleiner 1% (wobei ich leider keine

Zahlen habe da ja sowas auch gern verheimlicht wird). Das heißt es tut denen auch nicht weh wenn sie denn tatsächlich

mal für ihre Verantwortung (für die sie ja deiner Meinung nach so viel Geld bekommen) gerade stehen müssen. Wenn dieser

Anteil bei 50% liegen würde wäre ich zufrieden.

Was mich weiterhin an der Sache stört ist dass sie ihre Gehälter quasi selber festlegen (genauso wie Politiker). Es ist

nicht ausbalanciert. Wenn zb die Belegschaft über eine Gehaltssteigerung der Manager so entscheiden könnte wie die

Manager über das Gehalt der Belegschaft entscheiden wäre eine gewisse Objektivität gewährleistet. Also wenn alle gute

Arbeit machen und es der Firma besser geht bekommen auch alle mehr davon ab und nicht nur die an der Spitze so wie

jetzt. Und wenn der Gürtel enger geschnallt werden muss dann auch von allen.
Christian Kulenkampff hat geschrieben: Und unsere Feststellungen entstammen wenigstens der Realität und sind somit zumindest empirisch wahrscheinlicher wahr als deine Ideen.
Eine Sichtweise mit empirischen Beweisen zu vertreten wo es keine anderen Sichtweisen gibt halte ich für sehr

gewagt, aber es steht jedem zu. Und das die Mehrheit nicht unbedingt Recht haben muss hat man vor 70 Jahren schön gesehen.

Ich weiß auch das meine Ansichten von denen der meisten anderen Leute stark abweichen. Aber das Problem ist dass wir

kein anderes System kennen. Also können wir weder verifizieren noch falsifizieren ob und welches andere besser wäre. Ich

sehe nur eine ganze Menge Probleme in der Welt und würde gern zumindest einen Teil davon lösen (und nicht deren

Auswirkungen bekämpfen). Ob es sich letzendlich überhaupt verbessern lässt hängt von den Menschen ab ob die das wollen.

Und an den Verfechtern der einen oder anderen Theorie erkennt man glaube ich auch den Charakter der Leute die sie

vertreten.

Jedenfalls werden wir hier die Probleme nicht lösen und die Zeit wird dem einen oder anderen zeigen wo er falsch oder

richtig lag. Zusammenfassend möchte ich sagen dass das jetzige System vielleicht temporär funktioniert und daher von

einigen als das einzig wahre angesehen wird, das wir dafür aber einen ziemlich hohen Preis bezahlen. Und vor den vielen

Problemen die es hat einfach die Augen zu verschließen anstatt sich über Verbesserungen Gedanken zu machen mag zwar

bequem sein aber auch nur solange es euch gut geht. Nicht umsonst kommt diese Diskussion in Zeiten der Wirtschaftskrise

und nicht des stärksten Wachstums. Und dieses Verhalten empfinde ich als "von der Hand in den Mund leben" da ich nicht weiß was morgen ist. Da wäre mir ein System das nicht so stark wächst aber dafür auch nicht so variabel (und damit

gefährdet) ist einfach lieber. Aber wenn ihr alle Ersparnisse der letzten Jahre alle paar Jahre den Bach runterschwimmen

sehen wollt ist das eure Sache.
Das Wirtschaftssystem wirkt völlig chaotisch. Ich habe das Gefühl es kontrolliert uns statt wir es. Und das worüber wir

Menschen keine Kontrolle haben kann man sich auch nicht als Errungenschaft anrechnen. Also leben wir vielleicht

Materiell auch noch in der Steinzeit.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Chromanoid »

Despotist hat geschrieben:Aus deinen Bemerkungen schließe ich mal gewagt dass du ordentlich spendest. Hast bestimmt deshalb auch ein reines Gewissen. Gibst so viel dass du nicht auf etwas dir wichtiges verzichten musst. Aber der Computer, der Urlaub oder der Kinobesuch die du dir leistest sind natürlich immer noch Luxus zu dem Lebenskampf den dein afrikanisches Kind jeden Tag bestreitet. Genau aus diesem Grund befriedigt mich auch das Spenden nicht da es nicht nachhaltig ist. Aber ein fairer Handel ist es. Da kaufe ich mir lieber ein teures Produkt wo die auch einen fairen Anteil abbekommen wobei das ja heutzutage garnicht mehr so leicht möglich ist. Entwicklungshilfe ist Hilfe zur Selbsthilfe und nicht "füttern".
Nein, ich spende kein Geld, ich bin ja auch nicht (wie du) für eine Welt in der jeder gleich viel hat (wenn der Besitz wie im Moment nicht unendlich ist). Ich wollte mit Bill Gates als Beispiel nur sagen, dass ich nicht folgende Meinung teile:
Despotist hat geschrieben:Und die Gier und Maßlosigkeit werfe ich den Reichen vor. Wenn ich ein paar Millionen hätte und mir für den Rest meines Lebens ein "normales" Leben leisten könnte warum sollte ich dann noch weiter machen und immer mehr scheffeln? Was nützen mir 500 Millionen (auf dem Konto!) mehr als 50 Millionen?
Despotist hat geschrieben:Keine, das propagiere ich ja die ganze Zeit. Nur das ist wirklich objektiv. Vielleicht nicht in jedem Fall optimal aber das ist die jetzige Situation auch nicht. Ich stelle es mir so vor dass Zeit die Währung ist. Also wenn ich 5 Stunden für ein Produkt benötige und dafür Material verwende das jemand anderes 3 Stunden gekostet hat dann muss der der mein Produkt haben will auch 8 Stunden dafür arbeiten.
Warum suchst du dir gerade Zeit als Maß aus? Ich fände beispielsweise das Maß "Einfluss auf das Leben anderer" wesentlich geeigneter. Und was ist, wenn die Leute nicht bereit sind für den festgelegten Satz zu arbeiten? Schließlich arbeitet man nur dann, wenn der persönliche Grenznutzen der Arbeit höher als der Grenznutzen der Freizeit oder einer alternativen Arbeitsstelle ist.

Ich bin wie auch schon am Anfang erwähnt, dafür das Risiko für gewisse Aktionen für Manager und Banken zu erhöhen. Das ist meiner Meinung nach falsch gelaufen.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Richard Schubert »

jbr hat geschrieben:
Davon hätten alle was, und ihm würde kein Schaden entstehen.
Warum sollte ihm kein Schaden dadurch entstehen? Nur weil jemand sich das so zurecht definiert, dass es kein Schaden mehr ist, weil er so ein großes Vermögen besitzt?
Aufgrund gesunden Menschenverstandes entsteht ihm kein Schaden. Genauso wie man in der Lage war festzulegen, dass es ALG2 gibt oder 1€-Jobs, gibt fast immer Möglichkeiten Grenzen zu setzen. Die Frage ist nur ob die Leute, welche die Macht dazu hätten, ein Interesse dafür haben.
Alexander Kornrumpf hat geschrieben:Ich unterbreche eure Diskussion nur ungerne, aber ich glaube Richard hat viel weiter vorne noch einen Aspekt nicht berücksichtigt. Selbst wenn ein Unternehmen einen Kredit nie zurückzahlt, sondern nur jeweils die Zinsen kommt es nicht zum Zinseszinseffekt und damit auch nicht zu exponentiellem Wachstum. Das also nur an Richard, lasst euch nicht weiter stören :)
Ok, vielleicht ist das Beispiel eines einzelnen Unternehmens zu speziell. Es muss aber irgendwie jemand den Zinseszins deines Girokontos bezahlen. Wenn das die Wirtschaft als Ganzes ist, dann wird diese wohl dazu genötigt werden müssen auch exponentiell zu wachsen.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Alexander Kornrumpf »

Zinseszins auf dem Girokonto? Naja ich weiß was du meinst.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Richard Schubert »

Alexander Kornrumpf hat geschrieben:Zinseszins auf dem Girokonto? Naja ich weiß was du meinst.
Also ich bekomme jeden Monat Zinsen gutgeschrieben, sodass sich der Zinseszins bereits monatlich auswirkt. Kann ich jedem Turbokapitalisten wie mir empfehlen! :D
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von jbr »

Despotist:
Wieso ist es eine Strafe etwas weniger zu verdienen? Ist es nicht eine Belohnung etwas mehr zu verdienen? Eine Belohnung nicht zu bekommen ist also gleich einer Strafe für dich?
Ja, für gute Leistungen als Belohnung nichts zu bekommen, ist eine Bestrafung. Für gute Leistungen gut bezahlt zu werden, halte ich für gerecht, für gute Leistungen nicht gut bezahlt zu werden hingegen für ungerecht.
Klar. Aber wenn ich nicht bereit dazu bin? Stell dir vor um wie viel billiger die Produkte und Dienstleistungen (Autos, Telekommunikation) sein könnten wenn nicht der Verbraucher die horrenden Gehälter mitbezahlen müsste.
Du bist der Konsument, wenn du nicht bereit bist die Millionen eines Herrn Wiedeking mit zu finanzieren, dann kaufst du dir keinen Porsche. Das ist eine Entscheidung, die du für dich selbst treffen kannst. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass sich niedrige Lohnkosten für Manager nicht in niedrigeren Preisen niederschlagen würden, sondern in höheren Divididenden.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen dass ein Mensch so viel besser sein soll als mehrere andere.
Dann kann ich dir nur viele lehrreiche Erfahrungen in der Wirtschaft empfehlen. Dazu musst du dir jedoch gar nicht das Management angucken, sondern kannst dir Programmierer-Kollegen angucken. Zwischen einem schwachen und einem hervorragenden Software-Entwickler gibt es Produktivitätsunterschiede von bis zu Faktor 15, je nach Komplexität der Aufgabe. Bei solchen Diskussionen denke ich immer an ein kleines Unternehmen, welches Compiler-Frontends für C und C++ entwickelt. Die Firma hat insgesamt 4 Entwickler, das Produkt ist herausragend und deren Frontend findest du in sehr vielen kommerziellen Compilern. Microsoft gehört allerdings nicht dazu. Weiss zufällig jemand, wie groß das Entwicklern-Team ist, welches Microsoft über viele Jahre hinweg eingesetzt hat, um für Visual C++ ein entsprechendes Backend zu entwickeln?

Du kannst bei der Arbeit am Fliessband die Personen nach Belieben austauschen und wirst keine riesigen Unterschiede in der Produktivität feststellen können. Sobald du dich aber auf eine Ebene begibst, in der du auf Experten angewiesen bist, ändert sich das schnell.
Deswegen fordere ich ja dass die Arbeit die da ist gleichmässig auf alle aufgeteilt wird.
Oh ja, das ist eine exzellente Idee, der nächste Schritt in Richtung Sozialismus. Um mal aus meiner Perspektive zu sprechen: Wir haben genügend Arbeit und wir haben auch offene Stellen. Nur finden wir nicht die Leute, mit denen wir die offenen Stellen gerne besetzen würden, weil es viel zu wenig gute Leute gibt, um die sich natürlich geprügelt wird. Ich kann jetzt jemanden einstellen, von dem ich heute schon weiß, dass das Ganze nicht gut enden kann. Das einzige, was ich davon habe, ist dass es Zeit und Geld kostet und - wenn überhaupt - einen minimalen Produktivitätszuwachs bringt.
"Es ist eben so, dass im Kapitalismus die Gewinne privat aber die Verluste von der Allgemeinheit zu tragen sind." Das ist ein Zitat aus einem Blatt was hier ab und zu im Briefkasten landet (Vaihingen Vor-Ort) aber wo ich den Autor gerade nicht zur Hand habe.
Alleine die Tatsache, dass sich der Autor des Begriffs Kapitalismus bedient, drückt schon genügend über diese Quelle aus.
Als ich die Sendung sah ahnte ich ja nicht dass ich einen Monat später darauf festgenagelt werde. Mir fiel nur der Zusammenhang ein und ich dachte es passt hierher. Da ich die Quelle genannt habe steht es jedem frei danach selbst zu recherchieren. Mein Gehirn ist schließlich auch nicht mehr das jüngste.
Es gab in der jüngsten Zeit in den Wirtschaftsnachrichten kaum ein Thema, welches häufiger genannt wurde.
Also wieder ein virtueller Wert der nur existiert weil irgendjemand (der das Geld flüssig haben muss oder per Kredit) diesen zu zahlen bereit wäre. Aber der Wert existiert nur wenn sojemand wirklich Interesse an einem Verkauf hat.
Nein, genau andersherum. Der Wert existiert nur, falls jemand wirklich Interesse an einem Kauf hat.
Wenn man es nicht verkaufen will kann man sowas nicht als Vermögen zählen.
Warum nicht? Angenommen ich hätte 100 Einfamilienhäuser, die ich vermiete, jedoch nicht verkaufen möchte? Ist das dann auch kein Vermögen. Wenn ich mich recht entsinne, wird bei der Feststellung der Vermögensmillionäre hierzulande alles abgesehen von der selbstbewohnten Immobilie als Vermögen veranschlagt.
Also wenn ich ein Unternehmen wäre das an die Börse geht würde ich es so machen: Aktien überbewerten lassen.
Ok, dumme Frage, aber wie lässt man Aktien überbewerten?
Ich sehe den Sinn für die Firma nicht ganz wenn sie Aktien billig verkauft und der Wert danach gewaltig steigt und sie auch noch Dividende ausschütten müssen.
Der Sinn ist ein ganz einfacher: Ein Börsengang spült in Form ein Kapitalerhöhung Gelder in die Kassen, welche aus verschiedensten Gründen benötigt werden könnten. Das basiert auf der Annahme, dass sich meine Geschäfte aufgrund des neuen Kapitals besser entwickeln. Die Annahme, dass man Aktien billig verkauft, wäre aus Anlegersicht zwar schön, funktioniert nur eben nicht.

Häufig hängen die Anstiege in der Marktkapitalisierung bei den Unternehmen eben mit dem Börsengang zusammen. Wenn ich etwa 50% meiner Firmenanteile bei einem Börsengang abgebe und die Firma durch eine Kapitalerhöhung einen gleich großen Konkurrenten übernehmen kann und durch Synergien in Verwaltung, Produktion oder wo auch immer die Umsatzrendite erhöht, dann entfällt auf die 50%, die ich noch halte, ein größerer Gewinn als auf meine 100% vor dem Börsengang.
Das nützt natürlich nur denen die selbst Anteile haben was meines Wissens oft Manager sind. Vielleicht treiben die nur den Preis hoch damit sie nach ihrer Zeit die ordentlich verkaufen können.
Wie treibst du den Preis hoch? Klar, es gibt da unerfindliche Wege, wie unsere Freunde von Enron und Worldcom unter Beweis gestellt haben, aber auf legalem Wege? Für das Management gibt es nur ein kleines Zeitfenster, während dessen eigene Anteile am Unternehmen verkauft werden können. Da gibt es strikte Regeln um Insider-Geschäfte zu vermeiden, etwa einen bestimmten Zeitraum um die Bekanntgabe der Quartalszahlen herum.
Es scheint sehr viele Verfechter des Kapitalismus zu geben.
Nein, es geht um eine soziale Marktwirtschaft, wenn man sich mal die Denkweise von Ludwig Erhard anschaut.
Wenn ich das richtig sehe hauptsächlich aus Effektivitätsgründen.
Nein, aus ganz einfachen Motivationsgründen: Ich will keine Arbeit haben, weil es irgendein Gesetz gibt, welches mir diesen und jenen Job zuweist. Ich habe einen Job, an dem ich Spaß habe. Aber dass ich diesen Job habe, liegt an dem was ich in meine Ausbildung und meine Fähigkeiten an Zeit und Mühe investiert habe. Ich bin an einer Uni beschäftigt und mir ist es ein Graus, dass dort einheitlich nach Berufserfahrung und irgendwelchen Merkmalen bezahlt wird. Du hast ein Kind? Dann verdienst du gleich etwas mehr. Oh, du bist schon zwei Jahre hier, auch wenn du noch nichts auf die Reihe bekommen hast und jede Woche zwei Tage krank feierst? Hier ist dein Gehaltsscheck.
Dieses System hat nichts mit dem was ich als "menschliche Werte" bezeichnen würde zu tun. Es ist einfach das (Faust)Recht des (wirtschaftlich) stärkeren. Wenn ich sehe wie sich arrogante Menschen Mode für tausende Euro anschauen und ein Familienvater seine Familie nicht ernähren kann kommt mir einfach nur das Kotzen.
Oh, dieses hübsche Bild: Die arroganten Reichen und die hiflosen ausgebeuteten Armen. Bei den Menschen in meinem entfernten Bekanntenkreis, die es nicht schaffen über die Runden zu kommen, kann ich nur sagen dass es selbst verschuldet war. Ich kenne keinen, der es ernsthaft versucht hat und nicht über die Runden kommt. Andersherum schon. Haben so einen schönen Fall in der Familie, ist ein stinkfaules Schwein und immer der erste, der rumlamentiert wenn es um die Ungerechtigkeit dieser Welt geht. Der Arbeitgeber hätte ja schließlich auch Rücksicht auf seine Schlafgewohnheiten nehmen können, als er die Uhrzeiten für Schichtbeginn festgelegt hat.
Dieses System hat nichts mit dem was ich als "menschliche Werte" bezeichnen würde zu tun.
Stimmt, das hat es nicht. Jeder ist sich selbst der Nächste, ob man das jetzt gut findet oder nicht. Das ist aber keine Entwicklung, die nur einseitig von einem Teil der Gesellschaft ausgeht. Das Prekariat ist ja so ein schönes Modewort. Wenn ich zum Einkauf durch die Stadt gehe, begegnen mir Unmengen von Mitbürgern, die trotz deutscher Herkunft eine andere Sprache sprechen als ich. Mitbürger, mit denen ich nichts gemein habe, mit denen mich nichts verbindet als der Wohnort. Ich gehe ihnen aus dem Weg und wenn ich Glück habe halten diese Personen das genauso.

Was soll ich da empfinden? Ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl? Wir sind das Volk? Die Menschen leben ihr Leben, ich lebe meins. Ich zahle meine Steuern, zahle den Soli und dann ist gut, das ist schon die Schnittmenge. Und damit kann ich sehr gut leben.
Und die Gier und Maßlosigkeit werfe ich den Reichen vor.
Den Reichen als Stereotypen gibt es nicht. Es gibt ganz vernünftige Menschen und es gibt riesige Arschlöcher, wie in jeder anderen Gesellschaftsschicht auch. Genauso könnte ich jetzt daherkommen und allen Armen Faulheit vorwerfen, was genauso daneben wäre.
Wenn ich ein paar Millionen hätte und mir für den Rest meines Lebens ein "normales" Leben leisten könnte warum sollte ich dann noch weiter machen und immer mehr scheffeln?
Das du das so siehst ist ja schön und gut. Aber warum versuchst du anderen vorzuschreiben, wie sie das zu sehen haben? Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Ansichten, Wertvorstellungen und Motivationen. Nur mal beispielhaft, mein Schwiegergroßvater in spe ist jetzt 78 Jahre und arbeitet immer noch 6 Tage wöchentlich in seinem Unternehmen. Der hat mehr Geld verdient als er auf seine alten Tage noch ausgeben kann, aber seine Motivation war schon immer eine andere als der rein monetäre Ansatz: Das Unternehmen ist sein Lebenswerk. Das war es in den letzten 50 Jahren und wird es auch so lange sein wie es ihm möglich ist. Und solange wird er versuchen, dieses Unternehmen möglichst erfolgreich zu leiten und hohe Gewinne einzufahren.

Ein Bekannter hat in jungen Jahren ein Unternehmen gegründet, hat damit Unmengen an Geld verdient und ist geht jetzt auf die Ende 30 zu. Aus seinem Unternehmen, welches nach wie vor sehr gut läuft, hat er sich zurückgezogen. Was er jetzt macht? Er hat die nächste Firma auf den Weg gebracht, in die er genauso viel Energie investiert wie in die erste. Und so wird er es auch in 10 Jahren mit der nächsten Firma machen.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Despotist »

jbr hat geschrieben: Ich habe einen Job, an dem ich Spaß habe.
Da bist du einer der wenigen glücklichen. Die meisten Leute machen meiner Ansicht nach den Job nur um über die Runden zu kommen. Am Klo putzen werden wohl die wenigsten Spass haben.
jbr hat geschrieben: auch wenn du noch nichts auf die Reihe bekommen hast und jede Woche zwei Tage krank feierst? Hier ist dein Gehaltsscheck.
Ich gehe davon aus dass du dich nicht selbst damit meinst. Und obwohl du scheinbar die Möglichkeit hättest es so zu machen tust du es nicht. Warum? Genausowenig würden alle so handeln wenn es gleiche Bezahlung gäbe. Einige schwarze Schafe hast du immer und kannst das nicht auf alle verallgemeinern. Diese Leute sind nicht faul weil sie ihr Geld einfach so bekommen. Sie würde auch ohne Gehalt so sein und von Stütze leben.
jbr hat geschrieben: Aber warum versuchst du anderen vorzuschreiben, wie sie das zu sehen haben?
Weil mir genauso eine Menge Vorschriften gemacht werden mit denen ich nicht einverstanden bin. Also muss es prinzipiell möglich sein dass Vorschriften gemacht werden. Wenn ich den Sinn der Diskussion richtig verstanden habe geht es darum Schwachstellen im System zu identifizieren und Verbesserungsvorschläge zu machen. Dass man es mit politischen Entscheidunge nicht allen Recht machen kann ist klar. Aber auch hier sollte wieder das Gesamtbild gesehen werden.

Wenn du meine Einschätzungen Aufgrund persönlicher Erfahrungen nicht teilst kann ich damit leben. Aber weiter oben hat Christian Kulenkampff geschrieben:
Christian Kulenkampff hat geschrieben: nicht jeder kann Chirurg oder Manager werden, da muss man auch was für tun, etwas lernen, Glück und Talent haben.
Also besteht zumindest die Möglichkeit dass man sich Mühe gibt und trotzdem scheitert und das aus Gründen die man nicht beeinflussen kann. Das nenne ich dann Strafe.
Stefan Zerbst
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Stefan Zerbst »

jbr hat geschrieben:
Also wenn ich ein Unternehmen wäre das an die Börse geht würde ich es so machen: Aktien überbewerten lassen.
Ok, dumme Frage, aber wie lässt man Aktien überbewerten?
Man schmiert einen schmierigen Analysten einer namenhaften Bank und lässt sich über die Medien den erwarteten Wertzuwachs der Aktie so lange schönreden bis es jeder glaubt und man einen entsprechenden Erstemissionspreis ansetzen kann :twisted:

Die Diskussion habe ich mit einem Auge verfolgt, ich möchte aber wenig mehr als hier eine Lanze für die Ärzte zu brechen. Klar mag so mancher Arzt gut verdienen. Aber spätestens wenn man das auf einen Studenlohn umrechnet sinken Ärzte eher auf ein durchschnittliches Niveau. Die so verschrienen Arbeitsplätze in den weniger qualifizierten Bereichen haben dafür den unschlagbaren Vorteil, dass man nach max. 8 Stunden den Hammer fallenlassen kann und fest definierte mind. 16 Stunden frei hat ohne einen Gedanken an Arbeit verschwenden zu müssen. Je höher das Einkommen desto höher i.d.R. auch der Zeitaufwand den man zunächst bei der Arbeit verbringt sowie der Zeitaufwand den man dann zu Hause wiederum mit Arbeit oder Vorbereitung der Arbeit für den folgenden Tag verbringt.

Dezent weise ich auch noch mal darauf hin, dass einem Heer von Nicht-Arbeit-findenden eine Zahl Offener-Stellen gegenüber steht, beides aber qualitativ nicht zusammenpaßt. Ich für meinen Teil habe kein Mitleid mit denen die ihre Schulzeit absichtlich für andere Dinge als ihre eigene Ausbildung genutzt haben und deswegen keine passende Stelle finden. :oops:

Ciao,
Stefan
odenter
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Registriert: 26.02.2009, 11:58

Re: Great Depression 2.0

Beitrag von odenter »

Du meinst echt Milliarden können nichts bewirken? Und wenn du mit dem Spenden dich selbst meinst: Das ist genauso wie du meinst, dass wir der Staat sind, wenn niemand spendet dann ändert sich nichts...
Ja. Weil die beste Hilfe für Afrika wäre die Europäischen Agrarsubventionen zu beenden, aber dann haben wir hier mehr Arbeitslose, das wollen wir natürlich nicht. Weil wir es beser finden in Afrika die Leute verhungern zu lassen, als hier ein paar Arbeitslose mehr zu haben.

jbr hat geschrieben:
Geld in Aktien oder dergleichen anzulegen, erzeugt nur in den seltensten Fällen Investitionen in Unternehmen. Denn eigentlich nur dann wenn es Neuemissionen sind, oder?
Grundsätzlich hast du recht, aber man muss sich da glaube ich die Frage stellen, warum viele Großunternehmen so scharf darauf sind, langfristig einen oder mehrere Großaktionäre zu haben. Und dann stellt sich auch die Frage, warum Unternehmen in Familienbesitz im Allgemeinen langfristig besser wirtschaften als welche mit hohen Anteilen an Streubesitz. Davon abgesehen entstehen viele nennenswerte Aktienbeteiligungen von Privatpersonen nicht durch den Kauf von Aktien von Großunternehmen, sondern durch die Beteiligung an einer wirtschaftlich schwachen Firma oder durch Börsengänge.
Völlig falsch.
Der Erwerb einer Aktie ist eine Beteiligung an genau dieser einen Firma. Nicht mehr und nicht weniger. Eine Neuemission führt auch nicht zwingend zu steigenden Investitionen, von Neuemissionen sollte man sich eh fernhalten aber das ist ein anderes Thema. Die großen AG's besorgen sich Geld für Investitionen in der Regel eh über Anleihen und nicht über Aktien, aber egal.

Und große Unternehmen sind scharf auf große Investoren weil diese berechenbar sind, wohingegen Kleinanleger gar nicht ins Gewicht fallen.
Wenn alle Daimler Angestellten 50% + 1 Aktie der Aktien halten würde, wäre das der Wort Case, der Laden wäre praktisch nicht mehr funktionsfähig, weil sich nie alle Angestellten entsprechend einigen würden.

Und Familienunternehmen wirtschaften nicht zwingend besser, hier werden Annahmen aufgrund von persönlichen Erfahrungen getroffen, das sollte man nicht machen, weil es zu falschen Ergebnissen führt. Man sollte sich, gerade, wenn es um Wirtschaft geht schon genau die Einzelfälle ansehen.
Wenn Ihr beim programmieren genausoviele Annahmen trefft wie in diesem Thread, dann müssten eure Programme (fast)alle total grottig laufen und nur zufällig laufen.
jbr hat geschrieben:Wenn das Vermögen der Familie Schaeffler beispielsweise zu sagen wir mal 80% aus Firmenanteilen an der Schaeffler KG besteht, dann hilft der deutschen Wirtschaft und der Allgemeinheit, ganz einfach schon aus dem Grund, dass Gewinne und Wertzuwächse zu großen Teilen im Unternehmen bleiben und damit eben zur Kapiteldecke des Unternehmens beitragen. Das sichert das Unternehmen gegen konjunkturelle Schwankungen ab, das gibt finanziellen Spielraum für nötige Investition und macht das Unternehmen unabhängig von Fremdkapitalgebern, und davon profitieren auch die Angestellten.
Quatsch. Die Kapitaldecke erhöht sich nur, wenn keine Dividenden gezahlt werden, sonst verlässt das Geld nämlich das Unternehmen. Und es spielt überhaupt keine Rolle wer wieviel % an der AG hält. Wenn der Gewinn ausgeschüttet wird, dann ist er nicht mehr im Unternehmen!

Im übrigen ist das lesen mit diesem Design im Forum nicht gerade leicht, vor allem bei vielen langen Threads ist das lesen schwierig, die Schriftart sollte unbedingt in eine Schriftart (Arial oder Verdana) geändert werden die für längere, größere Texte geeignet ist.
Auch sollte die Farbe von grau in schwarz geändert werden.
Zuletzt geändert von odenter am 25.03.2009, 12:46, insgesamt 4-mal geändert.
Alexander Kornrumpf
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Alexander Kornrumpf »

Stefan:

Auch wenn es jetzt auf ein Nebengleis abrutscht, ein 12-jähriger hat weder den Spass an der Schule dass er freiwillig hingeht, noch den Weitblick, trotzdem hinzugehen. Wie ich an anderer Stelle schonmal sagte beginnt die Eigenverantwortung des Bürgers erst mit 18 Jahren. Davor halte ich es für legitim in erster Linie das erwachsene Umfeld zur Rechenschaft zu ziehen und die Verantwortung nicht in erster Linie beim "faulen Kind" zu suchen.
jbr
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von jbr »

Despotist:
Da bist du einer der wenigen glücklichen. Die meisten Leute machen meiner Ansicht nach den Job nur um über die Runden zu kommen. Am Klo putzen werden wohl die wenigsten Spass haben.
Dann kann ich nur klipp und klar sagen: Selbst schuld. Ganz nüchtern betrachtet arbeite ich Wochensicht mehr als die Hälfte der Zeit in der ich nicht schlafe, das ist eine ganz einfache Rechnung. Wenn ich mich diese Zeit nur quälen würde, dann hätte ich ein ziemlich bescheidenes Leben denke ich. Und wenn ich es nicht schaffe, genügend Energie in meine Ausbildung und meinen Wissensstand zu investieren, so dass ich einen Job finde, bei dessen Ausübung ich so etwas wie Spaß empfinde, dann habe ich grundsätzlich etwas falsch gemacht. Es kann immer falsch laufen, aber die Chancen kann ich selbst in großem Maße beeinflussen.
Ich gehe davon aus dass du dich nicht selbst damit meinst. Und obwohl du scheinbar die Möglichkeit hättest es so zu machen tust du es nicht. Warum? Genausowenig würden alle so handeln wenn es gleiche Bezahlung gäbe.
Mein Punkt war noch ein anderer: Ich bekomme das gleiche wie jemand, der einen nicht erwähnenswerten Beitrag im Büro leistet. Wenn derjenige, dann genauso dafür entlohnt wird, dann läuft etwas falsch. Ich sage nicht, dass dadurch alle Menschen faul werden, sondern dass mit einem solchen System unzufrieden bin. Wer gute Arbeit leistet soll gut verdienen, wer schlechte Arbeit abliefert eben in die andere Richtung.
Also besteht zumindest die Möglichkeit dass man sich Mühe gibt und trotzdem scheitert und das aus Gründen die man nicht beeinflussen kann. Das nenne ich dann Strafe.
Ja, die Möglichkeit existiert natürlich, aber Strafe? Nein, das ist dumm gelaufen, aber das gehört zum Leben dazu, Garantien gibt es nicht.
jbr
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von jbr »

odenter hat geschrieben:Völlig falsch. Der Erwerb einer Aktie ist eine Beteiligung an genau dieser einen Firma. Nicht mehr und nicht weniger.
Es gibt unterschiedliche Einflüsse durch einen Aktienkauf, je nachdem ob ich an einer Kapitelerhöhung mitwirke, wo das Geld dem Unternehmen zufließt, oder irgendwo aus dem Markt kaufe. Nichts anderes habe ich gesagt.
Eine Neuemission führt auch nicht zwingend zu steigenden Investitionen, von Neuemissionen sollte man sich eh fernhalten aber das ist ein anderes Thema. Die großen AG's besorgen sich Geld für Investitionen in der Regel eh über Anleihen und nicht über Aktien, aber egal.
Warum werden Kapitalerhöhungen durchgeführt? Um frisches Kapital einzusammeln, aus welchem Grund auch immer das benötigt wird. Dass es zwingend zu steigenden Investitionen führt, habe ich nie behauptet, sondern dass Kapitalerhöhungen aus dem Zweck durchgeführt werden, die wirtschaftliche Situation des Unternehmens zu verbessern. Ob das jetzt in Restrukturierung, Verbinldichkeiten, Akquisitionen oder sonst was fließt ist da erstmal ganz egal.
Und große Unternehmen sind scharf auf große Investoren weil diese berechenbar sind, wohingegen Kleinanleger gar nicht ins Gewicht fallen.
Wenn alle Daimler Angestellten 50% + 1 Aktie der Aktien halten würde, wäre das der Wort Case, der Laden wäre praktisch nicht mehr funktionsfähig, weil sich nie alle Angestellten entsprechend einigen würden.
Exakt.
Und Familienunternehmen wirtschaften nicht zwingend besser, hier werden Annahmen aufgrund von persönlichen Erfahrungen getroffen, das sollte man nicht machen, weil es zu falschen Ergebnissen führt.
Es gibt genügend Statistiken über die Entwicklung von eigentümergeführten Unternehmen im Gegensatz zu öffentlichen Unternehmen, die genau das belegen. Als Hauptgrund wird vor allem die Unabhängigkeit von kurzfristigen Ertragszielen genannt.
Quatsch. Die Kapitaldecke erhöht sich nur, wenn keine Dividenden gezahlt werden, sonst verlässt das Geld nämlich das Unternehmen. Und es spielt überhaupt keine Rolle wer wieviel % an der AG hält. Wenn der Gewinn ausgeschüttet wird, dann ist er nicht mehr im Unternehmen!
Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Wenn das Vermögen der Familie zu 80% in der KG liegt, dann impliziert das eben genau den Fall, dass die Gewinne zu großen Teilen im Unternehmen verblieben sind, ist gar nicht so schwer.
odenter
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von odenter »

jbr hat geschrieben: Es gibt genügend Statistiken über die Entwicklung von eigentümergeführten Unternehmen im Gegensatz zu öffentlichen Unternehmen, die genau das belegen. Als Hauptgrund wird vor allem die Unabhängigkeit von kurzfristigen Ertragszielen genannt.
Von was redest Du jetzt öffentliche oder private Unternehmen?
jbr hat geschrieben: Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Wenn das Vermögen der Familie zu 80% in der KG liegt, dann impliziert das eben genau den Fall, dass die Gewinne zu großen Teilen im Unternehmen verblieben sind, ist gar nicht so schwer.
Nein tut es nicht, weil die Prozentangabe nur etwas über die Verteilung aussagt, nicht aber darüber ob etwas positive oder negative Gewinne abgeworfen hat.

Wenn alle Anlagen der Familie 20% Gewinn oder Verlust gemacht haben, dann beträgt das Vermögen an der KG immernoch 80%, obwohl die KG (genauso wie alle anderen Anlagen auch) 20% mehr oder weniger wert ist.

Im übrigen ist der einzige vernünftige Grund für Neuemissionen den Anleger abzuzocken, gibt ja auch immer wieder genug dumme die zu schlechten Konditionen kaufen. Die Großinvestoren bekommen natürlich bessere Konditionen z.B. einen Abschlag von 10% - 20% auf den Kurs etc.
Despotist
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Despotist »

jbr hat geschrieben: Und wenn ich es nicht schaffe, genügend Energie in meine Ausbildung und meinen Wissensstand zu investieren, so dass ich einen Job finde, bei dessen Ausübung ich so etwas wie Spaß empfinde, dann habe ich grundsätzlich etwas falsch gemacht.
Ok, dann stell dir vor dass alle die wenig verdinen und denen der Job keinen Spass macht (was wohl oft dieselbe Gruppe betrifft) plötzlich alle an die Unis und Volkshochschulen stürmen und sich bilden. Es gibt also keine unqualifizierten Arbeitskräfte mehr. Wer kassiert dann für dich im Supermarkt oder putzt das Klo in deiner Uni? Und denkst du dass alle diese Leute trotz besserer Bildung und Engagement einen gutbezahlten Job finden der ihnen auch noch Spass macht?
Daraus ergeben sich für mich zwei Feststellungen:
1) du brauchst immer Kloputzer ob mit Doktortitel oder ohne. Aber trotz Bildung werden sie nicht mehr verdienen was ich mal mutig mit fairer bezahlt gleichsetze.
2) Du hast vielleicht deine offene Stelle in der Firma besetzt aber es gibt nicht signifikant mehr Stellen. Also trotz Bildung werden wohl welche in den sauren Apfel beißen müssen und auf einen gutbezahlten Job der Spass macht verzichten.

Also finde ich deine Argumentation "es liegt ja an den Leuten selbst" wieder sehr zynisch und beinahe Menschenverachtend. Damit machst du es dir zu leicht. Da kommen wieder die Dinge ins Spiel auf die man selbst keinen Einfluss hat z.B. die Anzahl der freien Arbeitsplätze vs die Anzahl der dafür befähigten Arbeitssuchenden. Und wenn man nach 5 Jahren Hartz IV faul zuhause sitzt weil man trotz 4 Jahren intensiven Bewerbens und Weiterbildung nichts bekommen hat kann man sicher resignieren.

Wie weiter oben gesagt wurde sind die Menschen völlig verschieden. Und nur ein Teil davon ist die persönliche Einstellung. Meines Erachtens ist der größere Anteil die genetische Ladung und die Erziehung. Beides Dinge für die man selbst nichts kann. Und wenn die beide schlecht sind dafür sein ganzes Leben monetär bestraft und durch Leute wie dich stigmatisiert zu werden für die Dinge auf die man keinen Einfluss hat finde ich einfach ungerecht.
jbr hat geschrieben: Ja, die Möglichkeit existiert natürlich, aber Strafe? Nein, das ist dumm gelaufen, aber das gehört zum Leben dazu, Garantien gibt es nicht.
Hier wiederum meine ich damit dass jemand gezielt Einfluss nimmt um einem den Erfolg für den man hart arbeitet gezielt zu zerstören. Eben weil es auch in der SOZIALEN Marktwirtschaft zugeht wie im Haifischbecken. Deswegen habe ich auch kein Problem damit das System als Kapitalismus zu bezeichnen. Denn Almosen als politisches Konzept zu bezeichnen das gleich die Hälfte des Names des Wirtschaftsystems ausmacht finde ich sehr gewagt.

Mein Punkt ist dass beim Menschen wie bei den Tieren das Recht des Stärkeren, Klügeren, Hübscheren, Schnelleren oder Skrupelloseren herrscht. Wenn uns der Geist nicht befähigt uns dadurch vom Tier abzuheben was dann? Wenn ich nicht in der Lage bin auf einen Teil zu verzichten damit der neben mir, der nicht so viel Glück hatte, auch was abbekommt dann kann ich mich auch nicht damit trösten dass (andere) Menschen dazu in der Lage sind Hochhäuser, Autos und Atomwaffen zu bauen. Das sind die Leistungen einiger weniger, der Elite. Da kann ich mich als "Normalbürger" nicht mit identifizieren.
odenter
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von odenter »

Despotist hat geschrieben:
jbr hat geschrieben: Und wenn ich es nicht schaffe, genügend Energie in meine Ausbildung und meinen Wissensstand zu investieren, so dass ich einen Job finde, bei dessen Ausübung ich so etwas wie Spaß empfinde, dann habe ich grundsätzlich etwas falsch gemacht.
Also finde ich deine Argumentation "es liegt ja an den Leuten selbst" wieder sehr zynisch und beinahe Menschenverachtend. Damit machst du es dir zu leicht. Da kommen wieder die Dinge ins Spiel auf die man selbst keinen Einfluss hat z.B. die Anzahl der freien Arbeitsplätze vs die Anzahl der dafür befähigten Arbeitssuchenden. Und wenn man nach 5 Jahren Hartz IV faul zuhause sitzt weil man trotz 4 Jahren intensiven Bewerbens und Weiterbildung nichts bekommen hat kann man sicher resignieren.
Sie ist sogar ziehmlich überheblich, denn jede Putzfrau und jeder Müllmann müssten mehr Geld verdienen als jemand der nur im sauberen Büro im trockenen sitzt.
Würde der Arbeitsmarkt richtig funktionieren und den grundsätzen unserer Wirtschaftsordnung folgen, was defakto nicht so ist, dann wären BWL'ler die am schlechtesten bezahlten (weil zuviel Angebot) diejenigen welche die "scheiss" Arbeit machen, die am besten bezahlten.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Stefan Zerbst »

odenter hat geschrieben:Würde der Arbeitsmarkt richtig funktionieren und den grundsätzen unserer Wirtschaftsordnung folgen, was defakto nicht so ist, dann wären BWL'ler die am schlechtesten bezahlten (weil zuviel Angebot) diejenigen welche die "scheiss" Arbeit machen, die am besten bezahlten.
Die Entlohnung einer Arbeit orientiert sich (zumindest sollte das so sein) an der Qualifikation und den Aufwand den man eingesetzt hat um eine solche Qualifikation zu erwerben und ob man dieser theoretisch vorhandenen Qualifikation auch in der Praxis gerecht werden kann. Natürlich spielt da noch mit rein, dass eine Nachfrage nach einer gewissen Qualifikation besteht.

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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Richard Schubert »

odenter hat geschrieben: […], denn jede Putzfrau und jeder Müllmann müssten mehr Geld verdienen als jemand der nur im sauberen Büro im trockenen sitzt.
Würde der Arbeitsmarkt richtig funktionieren und den grundsätzen unserer Wirtschaftsordnung folgen, was defakto nicht so ist, dann wären BWL'ler die am schlechtesten bezahlten (weil zuviel Angebot) diejenigen welche die "scheiss" Arbeit machen, die am besten bezahlten.
In der aktuellen Wirtschaftsordnung wird jeder nach seiner Ersetzbartkeit bezahlt, von daher funktioniert das schon relativ gut würde ich sagen. Und BWler werden schon überall gebraucht, weil es so viel zu verwalten gibt, was wie schon angesprochen wurde sicher nicht wirklich in dem Maße notwendig ist, wie es heute umgesetzt wird. Grundeinkommen für jeden wie das Bürgergeld könnten das verändern und den wahren Marktpreis eines Müllmanns oder einer Putzfrau herauskristallisieren.
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jbr
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von jbr »

Despotist hat geschrieben:Ok, dann stell dir vor dass alle die wenig verdinen und denen der Job keinen Spass macht (was wohl oft dieselbe Gruppe betrifft) plötzlich alle an die Unis und Volkshochschulen stürmen und sich bilden.
Ich rede nicht von Akademiker-Jobs als guten Jobs, sondern einem Job der einem Spaß bringt. Der eine hat Lust an einem Job als Koch, der nächste hat Spaß an der Arbeit als Schreiner, und so geht es weiter. Trotzdem sind auch das Jobs, für die man sich reinhängen muss, das ist eine zwingende Notwendigkeit. Dafür muss man kein Arzt sein.
1) du brauchst immer Kloputzer ob mit Doktortitel oder ohne. Aber trotz Bildung werden sie nicht mehr verdienen was ich mal mutig mit fairer bezahlt gleichsetze.
Du kannst dafür sorgen, dass du nicht auf diesem Job landest.
2) Du hast vielleicht deine offene Stelle in der Firma besetzt aber es gibt nicht signifikant mehr Stellen. Also trotz Bildung werden wohl welche in den sauren Apfel beißen müssen und auf einen gutbezahlten Job der Spass macht verzichten.
Meiner Erfahrung nach: Es ist so gut wie unmöglich, offene Stellen mit den Leuten zu besetzen, die man gerne hätte. Unabhängig davon ob im Handwerk oder anderswo.
Also finde ich deine Argumentation "es liegt ja an den Leuten selbst" wieder sehr zynisch und beinahe Menschenverachtend. Damit machst du es dir zu leicht. Da kommen wieder die Dinge ins Spiel auf die man selbst keinen Einfluss hat z.B. die Anzahl der freien Arbeitsplätze vs die Anzahl der dafür befähigten Arbeitssuchenden.
Nein, jeder ist erstmal für sich selbst verantwortlich. Das ist so die Grundprämisse. Wenn ich meine Schule, meine Ausbildung oder mein Studium nicht auf die Reihe bekomme oder sonstwas, dann bin dafür erstmal ich selbst verantwortlich, nicht die bösen Lehrer oder die harten Professoren. Wenn ich das hinter mich gebracht habe, aber trotzdem keinen Job finde, bei dem ich über die Runden komme, muss ich umdisponieren, aber das ist wie gesagt einfach Pech. Hat man sich anders vorgestellt, ist aber leider so.
Und wenn man nach 5 Jahren Hartz IV faul zuhause sitzt weil man trotz 4 Jahren intensiven Bewerbens und Weiterbildung nichts bekommen hat kann man sicher resignieren.
Kann man, besser macht es das trotzdem nicht.
Wie weiter oben gesagt wurde sind die Menschen völlig verschieden. Und nur ein Teil davon ist die persönliche Einstellung. Meines Erachtens ist der größere Anteil die genetische Ladung und die Erziehung. Beides Dinge für die man selbst nichts kann. Und wenn die beide schlecht sind dafür sein ganzes Leben monetär bestraft und durch Leute wie dich stigmatisiert zu werden für die Dinge auf die man keinen Einfluss hat finde ich einfach ungerecht.
Schonmal Kant gelesen? Der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit?
Hier wiederum meine ich damit dass jemand gezielt Einfluss nimmt um einem den Erfolg für den man hart arbeitet gezielt zu zerstören. Eben weil es auch in der SOZIALEN Marktwirtschaft zugeht wie im Haifischbecken. Deswegen habe ich auch kein Problem damit das System als Kapitalismus zu bezeichnen. Denn Almosen als politisches Konzept zu bezeichnen das gleich die Hälfte des Names des Wirtschaftsystems ausmacht finde ich sehr gewagt.

Ich bin eigentlich ganz froh, dass wir keine Waldorf-Gesellschaft haben.
Wenn ich nicht in der Lage bin auf einen Teil zu verzichten damit der neben mir, der nicht so viel Glück hatte, auch was abbekommt dann kann ich mich auch nicht damit trösten dass (andere) Menschen dazu in der Lage sind Hochhäuser, Autos und Atomwaffen zu bauen. Das sind die Leistungen einiger weniger, der Elite. Da kann ich mich als "Normalbürger" nicht mit identifizieren.
Ok, ich kann mich nicht mit dem Helfer-Syndrom einiger Menschen identifizieren. Vor allem nicht, wenn diese Menschen ihre vielfältigen Chancen nicht wahrgenommen haben. Mein Soll ist erfüllt, aber es nicht mein Lebensinhalt für Menschen zu sorgen, denen ich genauso wenig bedeute wie sie mir. Das kann man gerne menschenverachtend nennen.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von jbr »

odenter hat geschrieben:Von was redest Du jetzt öffentliche oder private Unternehmen?
Mit öffentlich sind börsennotierte Kapitalgesellschaften gemeint, frei nach der public limited company aus dem Englischen.
jbr hat geschrieben:Wenn alle Anlagen der Familie 20% Gewinn oder Verlust gemacht haben, dann beträgt das Vermögen an der KG immernoch 80%, obwohl die KG (genauso wie alle anderen Anlagen auch) 20% mehr oder weniger wert ist.
Unterstellen wir einfach mal ein Vermögen von 5 Mrd EUR, davon stecken 80% in einer KG, Steuern und so werden mal ignoriert. Wenn alle Anlagen 20% Gewinn erwirtschaftet haben, sind das 800 Mio EUR durch die KG und 200 Mio EUR durch andere Vermögen. Wenn ich jetzt, wie von dir beschrieben die Gewinne in Form von Dividenden abschöpfe, dann verringert sich dadurch der Anteil des Vermögens, welcher in der KG steckt. Bei einem neuen Gesamtvermögen von 6 Mrd EUR stecken immer noch 4 Mrd EUR in der KG, was aber nur noch einen Anteil von 66,7% ausmacht und weit von den 80% entfernt ist, mit denen wir angefangen haben. Durch Ausschüttung von Gewinnen aus dem Unternehmen verringere ich den Anteil, den die Beteiligung an meinem Gesamtvermögen ausmacht. Bei einem prozentual sehr hohen Anteil der Beteiligungen an meinem Gesamtvermögen ist es nicht möglich, dass ich ein Gros der Gewinne dem Unternehmen entzogen habe.
Im übrigen ist der einzige vernünftige Grund für Neuemissionen den Anleger abzuzocken, gibt ja auch immer wieder genug dumme die zu schlechten Konditionen kaufen. Die Großinvestoren bekommen natürlich bessere Konditionen z.B. einen Abschlag von 10% - 20% auf den Kurs etc.
Auch eine Neuemission gegenüber einem Großinvestor ist eine Neuemission. Auch diese wird aus einem Grund getätigt und der Großinvestor wird das Angebot ggf. nutzen. Aber das wirtschaftlich sinnvoll oder unsinnig ist, ist von der jeweiligen Situation abhängig, hat aber nichts mit dem Prinzip einer Kapitalerhöhung zu tun.
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von odenter »

jbr hat geschrieben:
odenter hat geschrieben:Von was redest Du jetzt öffentliche oder private Unternehmen?
Mit öffentlich sind börsennotierte Kapitalgesellschaften gemeint, frei nach der public limited company aus dem Englischen.
Gut, die nennt man AG's und nicht "öffentliche". Denn öffentliche Unternehmen sind etwas völlig anderes als AG's!!
jbr hat geschrieben: Unterstellen wir einfach mal ein Vermögen von 5 Mrd EUR, davon stecken 80% in einer KG, Steuern und so werden mal ignoriert. Wenn alle Anlagen 20% Gewinn erwirtschaftet haben, sind das 800 Mio EUR durch die KG und 200 Mio EUR durch andere Vermögen. Wenn ich jetzt, wie von dir beschrieben die Gewinne in Form von Dividenden abschöpfe, dann verringert sich dadurch der Anteil des Vermögens, welcher in der KG steckt. Bei einem neuen Gesamtvermögen von 6 Mrd EUR stecken immer noch 4 Mrd EUR in der KG, was aber nur noch einen Anteil von 66,7% ausmacht und weit von den 80% entfernt ist, mit denen wir angefangen haben. Durch Ausschüttung von Gewinnen aus dem Unternehmen verringere ich den Anteil, den die Beteiligung an meinem Gesamtvermögen ausmacht. Bei einem prozentual sehr hohen Anteil der Beteiligungen an meinem Gesamtvermögen ist es nicht möglich, dass ich ein Gros der Gewinne dem Unternehmen entzogen habe.
??? Willst Du mir jetzt mein Beispiel vorrechnen oder wie? Dann solltest Du auch genau mein Beispiel nehmen und nicht die hälfte vergessen, nämlich das die 20% der anderen Anlagen auch um 20% gefallen sind. ;-) Dann hat sich nämlich nichts geändert.

Du solltest nochmal Prozentrechnen üben.
Wenn alle Anlagen also 100%, 20% Gewinn erwitschaftet haben, also 20% mehr Wert sind, dann ist alles im gleichen Verhältnis gestiegen. Nämlich um 20%!!

Soll heissen.
100% gesammt Anlagen
Davon 80 in einer AG, Rest irgendwie
bei +20%
80*1.2 + 20*1.2 = 96 + 24 = 120 == 100*1.2
Damit hat sich also überhaupt nichts an den Vermögenswerten verändert, das Verhältnis ist nämlich identisch geblieben, wenn man jeweils 20% abzieht ist es das gleiche.

Ausserdem triffst Du viel zu viele Annahmen die nicht der Realität entsprechen, oder hast Du vergessen das Vermögen sich auch verändern kann nur wenn sich die Bewertung eines Wertpapiers ändert?
Das Vermögen von Frau Scheffler, um die es hier jawohl ging, kann auch drastisch zusammen schmelzen nur dadurch das Immobilien und Grundstückspreise fallen und der Kurs einer Aktie der Firma Scheffler. Denn wir haben ja gelernt Anzahl Aktien * Kurs == Firmenwert, sinkt der Kurs, sinkt der Firmenwert und damit auch das Vermögen so einfach ist das, steigt der Kurs vergrössert sich also auch das Vermögen.
Die Ursprüngliche Aussage das impliziert das Gewinne im Unternehmen bleiben ist so falsch.
Despotist
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Re: Great Depression 2.0

Beitrag von Despotist »

jbr hat geschrieben: Du kannst dafür sorgen, dass du nicht auf diesem Job landest.
Aber da das Klo auf das ich auf Arbeit gehe sauber ist können das scheinbar nicht alle.
jbr hat geschrieben: Es ist so gut wie unmöglich, offene Stellen mit den Leuten zu besetzen, die man gerne hätte.
Dann scheinen deine Ansprüche oder die der Chefs vielleicht generell zu hoch zu sein. Wenn man die eierlegende Wollmilchsau mit 20 Jahren Alter und 40 Jahren Berufserfahrung möchte, die noch nett ist und gute Soft-Skills hat sollte man sich vielleicht mal wieder an der Realität orientieren. Vielleicht bei einem Gang durchs Arbeitsamt?
jbr hat geschrieben: Der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit?
Das ist ja was ich sage. Es ist bei vielen nicht selbst verschuldet. Und wenn man mal einen Fehler macht ist das auch menschlich. Auch hier wäre eine Orientierung an der Realität hilfreich.

Auch müssen die Vorbedingungen betrachtet werden. Einem der sich ein Studium leisten konnte und dem die Eltern oder die Bank einen Startkredit geben fällt es natürlich leichter eine erfolgreiche Firma zu gründen als einem der seit Jahren von Harz 4 lebt und denselben Einsatzwillen hat. Du hast da glaube ich verklärte Vorstellungen dass alle die zuhause sitzen faul sind. Aber ich denke die meisten sind Leute die Pech hatten und in einem rücksichtslosen System unter die Räder gekommen sind.
jbr hat geschrieben: ich kann mich nicht mit dem Helfer-Syndrom einiger Menschen identifizieren.
Ich denke du hast leicht reden weil du dir durch Fleiß eine der oberen Positionen erkämpft hast. Das habe ich auch aber trotzdem tun mir die Menschen leid denen es schlecht geht aus welchen Gründen auch immer. Und das obwohl ich sie nicht kenne.
jbr hat geschrieben: es nicht mein Lebensinhalt für Menschen zu sorgen, denen ich genauso wenig bedeute wie sie mir.
Mein Lebensinhalt ist es auch nicht. Aber im Gegensatz zu dir, der sich nur um sich selbst kümmert, wäre ich bereit auf etwas zu verzichten damit es anderen besser geht. Aber ich denke halt dass ganz andere Leute auf genug verzichten könnten ohne dass es ihnen dadurch schlecht geht. Die Frage ist wie man sie dazu bringen könnte? Einfach indem man es legalisiert als Gesellschaft. Wenn man einsieht dass es für alle keinen positiven Nutzen hat wenn einigen wenigen fast der gesamte Besitz gehört. Es ist ja auch nicht so dass ich der einzige bin der solche Fantasien hat.

Und vielleicht bedeutest du diesen Leuten so wenig weil sich dich als "arroganten", selbstsüchtigen Reichen betrachten. Und es verlangt ja auch keiner dass du dich gleich mit allen verbrüderst. Es geht mir nur darum Menschen als Menschen mit dem Respekt zu behandeln den ich möchte dass er mir entgegengebracht wird. Und nicht sie nach ihrer Leistung in der Arbeit die sich in der Bezahlung auswirkt zu bewerten. Denn wir sind ja keine Maschinen die funktionieren müssen und einen Zweck erfüllen.

Letzendlich ist die Wirtschaft und Arbeit nur ein Teil und ein Aspekt des Lebens. Sie soll die Menschen nur mit den Dingen versorgen die sie benötigen oder sich wünschen. Wenn sie zum Selbstzweck wird dann kontrolliert sie unberechtigterweise alles andere wie es zur Zeit in meinen Augen der Fall ist.
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